Daily Disaster 5
Bild: pexels.com
'How about if I sleep a little bit longer
and forget all this nonsense'
~Franz Kafka, Metamorphosis
*Blog*
2023/2022
28. November 23 ..and a happy new year
Ich bin dabei die verstaubten Kugeln und den Plastiktannenbaum-der so langsam beginnt zu nadeln, sehr mysteriös- heraus zu kramen.
Es ist schon schön kalt draußen aber diese besondere Stimmung ist noch nicht da, obwohl es einmal sogar schon Vanillekipferl gab. Waren lecker.
Ich besitze einen neuen albernen Haarreif mit Weihnachtsmotiv- goldene Rentierohren nehme ich an, ein Geweih und irgendein Gedöns in Weihnachtsfarben und Muster.
Und kleinen Glöckchen-könnt ihr sie noch hören?
Zwei Lichterketten sind kaputt und ich kann die rot-silbernen Kugeln ehrlich nicht mehr sehen. Irgendwas Neues muss her, nur bloß keine blauen Kugeln, das geht
weder in meinem Kopf, noch in meinen Augen klar.
Ich habe noch nirgendwo Last Christmas gehört und ich glaube, dieses Jahr wird das Weihnachtssortiment vergriffen sein, ehe ich mich mit Schokoweihnachtsmännern und
Marzipankugeln und dem ganzen Brimborium eindecken kann. Ich sollte langsam loslegen.
xx
Nächstes Jahr im Januar, also fast genau 1 Jahr später, folgt übrigens ein neues Erstgespräch. Ich hätte noch zwei weitere Möglichkeiten abchecken können weil ich
nicht völlig überzeugt bin, vom demnächst stattfindenden.
Und mit Vorbehalt da hinzugehen ist vielleicht auch nicht das beste Vorzeichen.
Aber ich schiebe es vor mir her und rede mir ein, es wäre doch alles halb so wild.
Weil Verzeihen (nicht vergessen) und meinen Frieden finden und bewahren (was bisher immer mit dem Verzeihen kollidierte) nicht in Einklang zu bringen war und
ist.
Und doch möchte ich es. Aber ich möchte mir nichts mehr vormachen oder verdrängen, ich habe in diesem Jahr miterlebt, wie Verdrängung aussehen kann und wie grotesk
es werden kann und- nein Danke.
Dann lieber mit Vollgas in den Schmerz und irgendwann ist man auch da durch.
Aber in die Verdrängung verhedderst du dich maßlos und das, ohne es wohl wirklich zu merken.
Ich möchte aber auch nicht mehr im Schmerz hängen bleiben.
Ich möchte darüber hinauswachsen, darüber hinweggehen und fertig.
Aber wie gesagt, dafür brauche ich Hilfe und ich habe nach dem letzten Versuch und im Hinblick darauf, wie das beim neuen Versuch bisher abgelaufen ist, große
Zweifel und ein wenig Angst.
Und ja, Bewertungen im Internet sind fragwürdig und mit Vorbehalt zu genießen aber wenn es so viele sind, die ganz klar sagen, benennen können, was negativ
aufgefallen ist, dann bin ich geneigt das auch zu glauben.
xx
Und die Welt so? Schrecklich, alles.
Ich wünschte, ich hätte Macht, ich wünschte, ich hätte eine Patentlösung für alles. Könnte mit einem Fingerschnipsen Vernunft und gegenseitiges Verständnis und
Respekt herzaubern und jedes einzelne Menschenleben zurückholen, welches unberechtigt genommen wurde- weder als Provokation, noch als Vergeltung haben unschuldige Menschen ihr Leben zu
lassen.
Es wird bei so vielen immer mehr eine Welt die nur aus Schwarz und Weiß, Gut und Böse besteht. Aber so einfach ist die Welt nicht, ist der Mensch nicht.
Komplexe Probleme- super vereinfachte Antworten, die aber keine wirkliche Lösung oder Fortschritt bieten. Sondern nur noch mehr ausgrenzen, anprangern und Gräben schaffen.
Ja, es gab immer schon Krieg, kriegerische Auseinandersetzungen, die gegen uns-Gedanken, Vertreibung, Verfolgung.
Aber im Jahr 2023 wirkt das alles so fehl am Platz, durch Aufklärung, unsere doch angeblich so unvergleichliche Intelligenz, der Geschichte, allem was wir wissen,
woraus wir doch eigentlich gelernt haben. Und durch neue Technologien wirkt es nur noch perverser, nicht, dass Mann gegen Mann nicht genauso grausam war und ist.
Aber wir scheinen uns insgesamt eher zurück zu entwickeln.
Als hätten wir unseren Zenit als Menschheit überschritten und vielleicht war die Menschheit als Gemeinschaft zu betrachten, mit und trotz ihrer Unterschiede,
einfach eine Illusion.
Friedlich und frei zu leben war auch in den letzten 30, 20, 10 Jahren nicht überall auf der Welt gegeben. War es nie. Ist es heute immer noch nicht und wird es auch
im Jahr 2024 nicht sein.
Zukunft existiert nicht für jeden Menschen, kommt halt drauf an, wo du zufällig geboren wurdest.
Die freie Entscheidung, was du werden möchtest, überhaupt die Möglichkeit dazu, die freie Entscheidung, wo du leben möchtest, wohin du reisen möchtest, ob du es
überhaupt kannst oder dass du morgen satt wirst ist nicht selbstverständlich.
Und auch nicht, deine Meinung zu äußern und sich körperlich unbeschadet für etwas einzusetzen.
xx
Wir haben ein Lasersignal aus der Nähe des Jupiters zurückbekommen, von Sonden, die die NASA auf die Reise schickte. Aus 16 Millionen Kilometern
Entfernung.
16 (sechzehn) Millionen (!) Kilometer.
Das klingt nach 2024.
Ich bin sowieso im Kopf schon seit dieses Jahr anfing immer wieder überzeugt davon, dass wir schon 2024 haben.
Na ja, bald stimmt es dann wirklich.
Wozu wir als Ganzes imstande wären, würden wir uns nicht an dem aufhängen, was uns trennt, eigentlich aber nicht mal wirklich trennt, uns aber am Ende das Genick
brechen wird, das ist unerträglich.
Ich wünsche euch eine besinnliche Zeit, bis zum nächsten Jahr.
Danke fürs Lesen.-Silver
xx
Yet, even amidst the hatred and carnage, life is still worth living.
It is possible for wonderful encounters and beautiful things to exist.
~Hayao Miyazaki
07. November 23 Zeit für ein Zitat
"Having experienced both, I am not sure which is worse:
intense feeling, or the absence of it."
~Margaret Atwood
20. September 23 Mein alljährliches Schwadronieren über den Sommer
Ich liebe halt den HerbstWinter. Leider wird auch das immer mehr ein ausgedehnter Spätsommer mit- wenn es gut läuft- EINEM Tag Schnee.
(*Trauer*)
An einem beliebigen Tag, irgendwann im November. Am folgenden Tag sind es dann wieder 15 Grad mit leichtem Nieselregen. Der Himmel bis zum Horizont überzogen mit Grau.
Dann im März (aber eigentlich schon Mitte Februar) beginnt der Frühsommer, gelegentlich unterbrochen von EINEM Tag mit Schnee, meistens Ende April. Am 1. Mai ist dann auch schon richtig Sommer.
Gestern noch Tropfsteinhöhle, heute Sonnenbrand am Strand.
xxx
Ich kann es kaum erwarten, dass die gemächliche, manisch-depressive HerbstWinterzeit beginnt.
Zunächst fängt es verheißungsvoll an: Goldene Herbsttage, buntes Laub, kuschelige Klamotten, endlich wieder atmen können, nach endlosen Tagen, vollgestopft mit stickiger, schwülheißer, flimmernder, Fata Morgana erzeugender Luft (und ich schwöre, da war ein Kamel in dem Café!) und grellen, dich langsam dahinraffenden Sonnenstrahlen, durchschwitzten Nächten.
Irgendwie liegt auch immer eine gewisse Anspannung und Aggressivität in der aufgestauten Luft, man hat jeden Tag das Gefühl, ok, gleich platzt es, jeden Augenblick kracht es, entweder ein Gewitter biblischen Ausmaßes oder eine Klopperei wegen einer Nichtigkeit. Nein, Menschen sind nicht für Hitze gemacht.
Die 60% Wasser in uns scheinen von 33°C-Tag zu 33°C-Tag immer mehr zu verdampfen. (Mancherorts auch über 40°C). Inhaltslose Hüllen in Shorts und Schlappen schlurfen durch die ausgetrocknete Gegend, man funktioniert, mehr nicht.
Plötzlich überall Menschen mit Wasserflaschen, ja, Kübeln in der Hand, permanent am Trinken weil fast ausgedörrt und ich bekomme eine Krise beim Gedanken an die Mengen an Wasser, die wir alle jeden Tag, jede Minute verbrauchen. Ob Waschen, Kochen, Trinken, diese Unmengen an Wasser kommen mir in den Sinn, jeder Haushalt, jeder Mensch, Ort, Kleinstadt, Städte, Länder und sofort fühle ich die Größe der Erdkugel in meinem Kopf und was wir jeden Tag benötigen und konsumieren. *Kopfschmerzen*
x
Verdächtig auch, wie viele Menschen sich in Supermärkten vor den Kühlregalen aufhalten und so tun als würden sie überlegen ob Sojageschnetzeltes oder Fertigbulette, als könnte man was essen, so kurz vorm Hitzschlag.
Man nimmt an Abkühlung halt was man kriegen kann und wenn man dabei mit dem halben Oberkörper im Kühlregal verschwindet.
Ich bin ja überzeugt davon, dass es Menschen gibt, die sich mit Joghurt einreiben, direkt aus dem Kühlschrank, anstelle der sonst üblichen Bodylotion.
Alibimäßig in die Niveadose gefüllt, Naturjoghurt, 3,5% Fettanteil, ab in den Kühlschrank damit. Aah. Schön. Kühl.
Ich bin auch überzeugt davon, einen Sonnenbrand auf meinen Augäpfeln gehabt zu haben. Dörrobst in Augenhöhlen, sozusagen.
(*Es folgt eine Randinfo, die nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hat*)
Meine Sehkraft hat praktisch vom einen auf den anderen Tag den Betrieb eingestellt. Also, teilweise.
Jetzt bin ich arg Weitsichtig (also wie vorher, nur, dass ich jetzt nicht mehr auch Kurzsichtig bin---¿comprende) und muss beim Lesen eine Brille tragen.
Verpackungsangaben sind nun nicht mehr mein Problem, ich kann es schlicht nicht mehr erkennen, vertraue nun auf eine schöne Verpackung und irgendwas mit Bio/Natur/gesund, passt schon.
Wäre da Uran in der hübsch anzusehenden Packung, ich würde es trotzdem kaufen. Sehe es nicht ein, mich wie eine Oma mit der Lupenfunktion meines Smartphones im Supermarkt von Regal zu Regal zu arbeiten.
Aber falls jemand wissen möchte, was auf dem Schild am anderen Ende der Welt steht, here I am, frag mich, genannt Adlerauge.
Aber die Zutaten in dem scheiß Müsli? Ich kann es dir nicht vorlesen. Außer mit Brille.
(*Randinfo Ende*)
Ach ja. Ich bete. Wirklich. Bitte, Herr, lass den HerbstWinter Einzug halten.
Regen, Wolken, graue Tage, kahle Natur- was einen auch irgendwo an den Rand der Verzweiflung bringt.
Aber aus unerfindlichen Gründen ist das voll meins.
Und nicht diese immer länger anhaltende, grauenhafte Aneinanderreihung von immer krasseren, apokalyptischen Hitzeperioden, Höllenwetter, einst bekannt als Sommer.
Ich bin in dieser Ausgeburt der Hölle eigentlich bloß monatelang tot, innerlich wie äußerlich, wesentlich toter als in der latent suizidalen HerbstWinter-Endzeitstimmung.
Wird es jemals wieder grün? Wie sieht nochmal die Sonne aus? (wie nicht anders zu erwarten war, ist meine Stimmung auch hier durch Ambivalenz gezeichnet. Sei doch froh, dass die Sonne in dieser Zeit ihre Todesstrahlkraft verliert) Wie ein prächtiger Baum? 300 shades of grauer Himmel, graues Alles, 24 Stunden, jeden Tag.
Oh man, ich kann es wirklich kaum erwarten.-S.
27. August 23
Manchmal, wenn es dunkel ist, schrumpfe ich in meinem Bett zusammen.
Meine Arme schrumpfen, meine Beine schrumpfen, mein Herz schrumpft, die Bettdecke ist plötzlich viel zu groß.
Ich bin wieder klein und starre ins Nichts, spüre diese unnätürliche Kälte und das Dunkel der Nacht tief unter meine Haut kriechen.
Die dunkle Kälte hat sich festgebissen, sie lebt nun dort, irgendwo an einem unbestimmten Punkt hinter meinen Rippen; in all den Jahren ist sie einfach mitgewachsen, war da, bei jedem Schritt, jedem Herzschlag, in jeder Sekunde.
Die dunkle Kälte war nie fort, nur am Schlummern.
Und von Zeit zu Zeit spüre ich sie tief unter der Wärme meiner Haut.
Versteckt, lauernd, verborgen hinter meinem Lachen, inmitten eines freundlichen, sonnigen Tages.-S.
13. August 23
Es ist wie ein verdrehtes System, ein perverses Karussell, in dem du psychisch malträtiert wirst und du dennoch lächelst und beim bloßen Versuch, es auszusprechen, zu erklären, anfängst, noch den letzten Winkel deiner selbst zu durchforsten und wie automatisiert anzweifelst.
In jedem holprigen Satz, der sich ausgesprochen noch immer so falsch und fremd anfühlt, schleichen sich von irgendwoher Verständnis und etliche Erklärungsversuche heran, nie kann es einfach so stehen bleiben.
Ein mieses Schuldgefühl kriecht an deinem Rücken herauf, als wärst du es, die sich schämen muss.
Ein komplexes System, das dann doch in seiner Einfachheit schockiert und gerade deswegen schwer zu verdauen und wieder auszuspucken ist.
Ein Karussell, in dem Verantwortung und Schuld wie von Zauberhand immer wieder bei dir selbst landen.
Jeder hatte immer einen, irgendeinen Grund. Das musst du doch verstehen.
Es ist antrainiert, anerzogen, vielleicht entfernt sogar eine Typfrage.
Vielleicht ist es auch bloß die Angst, es als das anzuerkennen, was es war, was es ist und was es mit dir gemacht hat. Anzuerkennen, dass man ein Opfer von etwas ist.
Anzuerkennen, dass genau diese Menschen es waren, für die du so ziemlich alles getan hättest, ohne für sie Gründe und Entschuldigungen zu formulieren.
Nur einmal ohne sich selbst nicht ernst zu nehmen, so, wie sie, sich klein zu machen, so, wie sie, zu verstummen, so, wie sie.
Sondern es genau so stehen zu lassen, in seiner ganzen Hässlichkeit, seines ganzen Übels- und sich groß machen, kommunizieren, sich selbst lieben- wie sie es nicht taten.
Und die Kette endlich zu durchbrechen- wie sie es niemals konnten.-S.
01. August 23 Quote
29. Mai 23
Am Ende hatte ich doch recht mit meiner Vermutung.
Wenn dein Gehirn stummgeschaltet wird, deine Gedanken einschlafen, du so weit wie möglich heruntergefahren wirst, einfach nur um deinen Seelenfrieden
wiederherzustellen, dann verändert sich etwas.
Natürlich tut es das.
Die künstlich herbeigeführte Gelassenheit ist angenehm aber auch wahnsinnig unkreativ.
Dem Gedankenfluss wurde irgendwo ein Damm entgegengebaut und das ist einerseits recht angenehm aber so lässt sich auch nicht das geringste extrahieren. Der
reißende Strom ist zu einem dahinplätschernden Bachlauf geworden.
Möchte ich wieder tauschen? Nicht wirklich.
Mir ist zwar vollkommen klar, dass ich noch lange nicht sicher bin und ich lerne langsam, das zu akzeptieren, was ich nicht ändern kann- unter
anderem.
Aber es verführt mich auch dazu, es mir im imaginären Sessel (und ehrlich gesagt auch im realen) etwas zu gemütlich zu machen. Denn der Frieden in mir
ist trügerisch. Und instabil. Ich muss mich weiter bemühen und an mir arbeiten- dass ich das nicht alleine kann, ist mir irgendwo klar aber trotz allem denke ich immer noch zu oft, eh, alles
gar nicht so wild. Was soll ich denn schon erzählen?
Aber so leicht lasse ich mich nicht davonkommen. Das Versprechen habe ich mir abgerungen und ich möchte mich nicht enttäuschen.
Und ich lerne auch, meine Grenzen zu wahren. Das ist ganz ganz wichtig für mich.
Ich lerne auch, obwohl ich es nicht lernen muss, weil ich es längst weiß, dass Blut nicht zwangsläufig dicker als Wasser ist.
Dass eine Blutsbande durchaus belastend und vergiftet sein kann und zwar so sehr, dass man beinahe daran zerbricht während alle anderen angeblich nichts
merken (wollen).
Und dass es vollkommen in Ordnung, ja sogar zwingend notwendig ist, auch dort Grenzen zu setzen und Abstand einzuhalten um sich selbst zu
schützen.
Viele schütteln vielleicht verständnislos den Kopf: sollte das nicht selbstverständlich sein?
Ja, sollte es, war es bei mir aber nicht.
Andere verstehen nicht, denn: aber, das ist doch deine Familie?
Ja, umso schlimmer, oder? Als müsste man alles einstecken, alles verzeihen, alles verstehen. Nein. Muss man nicht. Nicht, wenn es einfach niemals aufhört, dich
seelisch und letztlich körperlich krank macht.
Und nun? Letzten Endes war ja genau das das Ziel. Abstand von gewissen Dingen gewinnen, verstehen, lernen, akzeptieren.
Zur Ruhe kommen.
Das Ziel ist zwar noch lange nicht in Sicht aber trotzdem bin ich froh, doch schon so weit gekommen zu sein.
Und was das für das hier bedeutet, weiß ich auch noch nicht.
Wir werden sehen, was die Zeit bringt.-S.
05. Mai 23
Ich schleiche nicht ohne Grund um dich herum wie eine Katze um die Beute.
Lass dich näherkommen nur um mich kurz bevor du mich erreichst, einen, zwei tapsige Schritte von dir weg zu bewegen.
Mit viel Wohlwollen könnte man meinen, wir vollführen eine Art Tanz, den nur wir verstehen.
Ich muss riskieren, dass du denkst, dass ich gar nicht tanzen will, so wie wir hier umhertaumeln.
Aber ich bin bloß auf der Hut. Weil absolut jeder Nerv in meinem Körper angespannt ist.
Ich bin so hochkonzentriert als müsste ich mich entscheiden: blauer oder roter Draht? In dem Dämmerlicht hier auch noch kaum voneinander zu
unterscheiden.
Es ist klar, wohin das führt.
Du bist die Bombe, du wirst definitiv explodieren, egal, wofür ich mich entscheide. Daher muss ich einen gewissen Sicherheitsabstand einhalten.
Ich bin bloß so weil ich insgeheim weiß, was du mit mir machen kannst.
Dafür brauchst du mich nicht mal zu berühren.
Worte reichen völlig.
Hast du dich einmal in meinen Kopf geschlichen, kannst du nicht nur dort anstellen, was du willst.
Alles andere verblasst neben dir.
Du tappst hinter mir her oder ich hinter dir, renne vor dir weg oder direkt auf dich zu, so genau weiß ich es auch nicht.
Du hast mich doch längst in der Hand, ohne nur ein einziges Mal deine Finger mit meinen zu verschränken.
Worte reichen völlig.
Die richtigen Worte.
Deine Worte.
Sie prickeln auf meiner Haut, wie keine Berührung es je konnte, sie knistern in meinem Mund wie Brausepulver, wie kein Kuss es je getan hat.
Wenn ich das unbändige Verlangen verspüre, meine Zähne in deinen Hals zu schlagen und dich aufzulecken wie einen Lolli, bis nichts mehr von dir übrig ist, dann
ist der Zeitpunkt gekommen.
Dann weiß ich, ich bin sowas von geliefert.
Und sollte gehen. Muss gehen.
Denn das geht niemals gut für mich aus.
Ich kann dabei nichts gewinnen.
Ich werde nur mich und meinen Kopf verlieren und das kann ich nicht riskieren.-S.
12. April 23
Ob es schlimm ist, dass ich nicht weinen kann?
Dass keine Tränen mehr kommen?
Ob es schlimm ist, dass ich gar nicht überrascht bin?
Dass es klar war, wie zerstörerisch Die falsche Königin noch immer ist?
Ob es schlimm ist, dass ich für einen winzigen Moment zu hoffen wagte, obwohl ich es doch besser weiß?
Wie viele Einschläge brauche ich denn noch? Keinen mehr. Es reicht.
Es ist, wie es ist und daran ist nichts zu ändern, egal wie viel Feuer und Gift und Galle gespuckt wird.
Es gibt einfach kein Zurück mehr. Die Erde, ich bin verbrannt und in alle Himmelsrichtungen davongeweht.
Ich muss meinen Frieden finden, mich wieder zusammenfügen. Es gibt keinen anderen Weg.-S.
07. April 23
Hätte ich nur nie etwas gesagt. Nie geschrieben, wäre niemals aufgetaucht. Hätte ich bloß reagiert, mir zugehört, mir helfen können.
Ich kann diesen brennenden Gedanken nicht auslöschen, dass der Funke, der letzten Endes alles vernichtete, ich selbst war.
So fehlerhaft.
Aber, ein Funke muss schließlich erstmal entzündet werden.
Das kann ich nicht allein.
Doch wir wissen mittlerweile, dass in meinem Fall das Feuer verurteilt wurde und nicht die Brandstifter.
Das Urteil lautet übrigens in allen Anklagepunkten: Lebenslänglich.
Und in diesem Falle bedeutet es genau das.
Und ich bin als oberste Richterin wirklich gnadenlos. Und ich bin als Verdächtige/Verurteilte perfekt weil ich alles gestehe und alles bereue und die Zellentür
freiwillig sehr gründlich hinter mir schließe.
Als Verteidigerin bin ich eine miese Null also noch mieser als mies. Wenn es drauf ankommt überlasse ich mich eiskalt den Wölfen und gehe einfach gemütlich
Kaffee trinken.
Praktischerweise bin ich auch das Gerichtsgebäude und das Gefängnis in Einem, hier ist was los, das kann man sich wohl vorstellen.
Ich versuche, ein weißes Blatt zu sein. Unauffällig. Unschuldig.
Ich versuche, zu vergessen weil ich längst verstanden habe. Es war schon lange tief in den Kellergewölben zu finden. Es war da. Ich mochte nur nicht dort
hinuntergehen.
Ich hatte Angst. Angst, vor dem, was ich da finden würde.
Aber. Ich kann kein weißes Blatt Papier sein, nur weil es immer Brandstifter gab. Weil ich hier und da einen Knick im Papier habe, weil jemand vielleicht lieber
blaues Papier hätte oder gar kein Papier braucht oder ich fürchte, vollgekritzelt zu werden.
Ich kann kein weißes Blatt Papier sein weil ich einfach kein weißes Blatt Papier bin und auch niemals war.
Dieses Feuer wird dich verschlingen. Mit Haut und Haar und allem, was du bist.
So viel Geschreibe.
Es ist so-
ich weiß einfach nicht, wie man sich selbst verzeiht.-S.
12. März 23
Ich sagte schon, dass ich nicht erklären kann, wann genau ich in zwei geteilt wurde.
Ich habe oft daran gedacht, an Messer und Klingen.
Ich kann problemlos mit Skalpellen hantieren, niemals haben sie mir Angst gemacht, ganz im Gegenteil.
Doch so weit bin ich nie gegangen. es war auch gar nicht nötig, wie mir klar wird. Wozu meine Haut, mein Fleisch verletzen, wenn ich doch längst tief in mir, durch Haut, Adern und Sehnen, durch Knochen bis durch Atome hindurch, in zwei Hälften geteilt wurde.
Auch die Frage, wer so etwas barbarisches tat, kann ich nicht mit Sicherheit beantworten.
Möglicherweise war ich selbst es, möglicherweise andere oder anderes aber erinnern kann ich mich nicht.
Ich bin es leid. Es ist nicht interessant.
Das ist keine Kuriosität, das bin ich.
Das ist mein Chaos, mein Schmerz, mein Unvermögen, meine Schlacht, die ich mit mir austragen muss, nichts, was man herumzeigen und als eine Art abwechslungsreiches, kurzweiliges Hobby analysieren und betrachten kann, Herr Doktor.
Merken Sie sich das.
Diese Ambivalenz ist allgegenwärtig und zerrt mich immerzu in alle Richtungen gleichzeitig. Sie ist so erschöpfend und findet nie einen Punkt.
Ein geborenes, Mensch gewordenes Semikolon.
Als wäre ich versehentlich aus zwei verschiedenen Teilen zusammengebastelt worden.
Wäre ich durch und durch spirituell, könnte ich es einfach so erklären: der Fisch und die Ziege, zwei, die nicht zusammengehören, zusammengefügt, vereint für immer. Jede Richtung, hoch, dem Himmel entgegen und tief im Wasser, ist richtig, jede Richtung fühlt sich richtig und falsch zugleich an.
Der Ziegenfisch, ein ewiger Kampf der Gegensätze, ein Kampf zweier Pole in einem Menschen.
Aber auch hier gibt es ein Für und Wider, das allein kann keine Erklärung sein.
Manchmal fühlt es sich an wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.
Vielleicht gibt es einfach viele Gründe.
Und wer weiß, ob es überhaupt verarztet werden kann und irgendwann heilt.
Muss es das überhaupt?
Vielleicht muss ich einfach lernen damit zu leben.
Aber dass es so ist und kein Hirngespinst, ist immerhin ein kleiner Trost.
Ein Erkennen, ohne danach gefragt zu haben, ist manchmal wertvoller als ein Pflaster.
Aber leider genau so wenig konservierbar.-S.
06. März 23
Ich kann nicht zurück an einen Punkt irgendwo im Vorher.
Dahin kommen wir niemals mehr zurück.
Momentan hat es sich zu einem Schwebezustand entwickelt, nichts geht in die eine Richtung, nichts in die andere. Berührungspunkte müssen so gering wie möglich gehalten werden.
Alles nur minimal darüber hinaus würde nichts Gutes bringen.
Wir sind wie Feuer und Eis, so war es schon immer und ich akzeptiere es. Ich wünschte nur, du hättest es auch verstanden.
Zusammen können wir nicht existieren, nur mit weitem Abstand zueinander.
Und, das ist auch gut so. Mir geht es so besser.
Und ich glaube, dir auch.-S.
26. Februar 23 Dragonfly
Ich trage deinen Namen, tief eingebrannt in meinem Herzen.
Der Nachhall war laut und schier endlos.
Doch bewahrheitete sich, was man so sagt, mit der Zeit verstummte das Echo deines Namens, die Wunde schloss sich wie von Zauberhand.
Ich schwor mir, mich niemals mehr so zu verraten.
Ich habe mich dir ergeben, fand nichts schlimmes daran, hätte mich mit dir ins Feuer geworfen, für dich, jederzeit, ich brauchte keine Unendlichkeit, ich brauchte bloß deine Nähe und Loyalität.
Doch du warst verräterisch und kalt wie Eis.
Eine Narbe blieb übrig, unsichtbar und doch tief wie der Ozean.
Jede Wunde hinterlässt eine Spur, auf die eine oder andere Weise, so ist das nun mal.
Ich mag ihr keine Bedeutung mehr geben weil du keinerlei Bedeutung mehr hast aber sie muss doch sichtbar bleiben, als Warnung. Und für mich. Einfach so, weil ich es möchte, weil ich es mag, weil ich es brauche.
Und darüber erhebt sich ein dunkler Schatten. Klein und zierlich. Aber voller Kraft.
Ich streiche über mein Handgelenk, ganz nah an meinem Puls und muss lächeln.-S.
21. Februar 23
Die Nacht bricht herein, schnell, nach einem gemächlich dahinschleichenden Sonnenuntergang.
Es ist still, bis auf den Wind draußen. Vielleicht ist es auch nur das Rauschen in meinem Kopf.
Ich lasse meine Augen umherwandern und nichts von dem, was ich sehe, berührt mich, kümmert mich noch.
Ich habe mich nie ergeben und werde einen Teufel tun, jetzt damit anzufangen.
Ich habe mich schon einmal verloren und das möchte ich niemals mehr erleben.
Witzig also, dass du glaubst, dich mir wegzunehmen würde mich in die Knie zwingen.
Aber ich falle für niemanden auf die Knie, nicht mal für Gott, obwohl ich voller Ehrfurcht bin.
Und es ist fast witzig mit anzusehen, wie sie immer wieder falschen Freunden folgen und dabei ausgerechnet mich fürchten und ausschließen, während sie mit ihrem Schicksal Tee trinken.
Alleinsein ist keine Strafe aber das verstehst du nicht. Du brauchst Publikum. Und du hast es gut dressiert.
Ich aber brauche mich selbst. Ich werde verschwinden, schweigend.
Sie müssen die Tatsachen selbst erfahren, selbst herausfinden.
Ich glaube, sie wehren sich dagegen, wie immer belügen sie sich lieber selbst.
Ich verstehe es. Es ist schwer. So so schwer.
Aber ich kann nicht bleiben und spielen oder vergeben.
Du wirst mich nie vor dir knien sehen.
Niemals, mein Freund.- S.
11. Februar 23
Weißt du warum es niemals sein kann, niemals wird?
Weil mein Blut Jahrhunderte alt ist. Weil ich nicht hier sein sollte und es doch bin.
Ich war hier, unzählige Male.
Es ist ein Fluch, zu vergessen, immer von vorn beginnen zu müssen.
Es ist eine Laune der Natur, dass wir uns überhaupt über den Weg liefen.
Doch nun bin ich hier, ganz nah.
Deinen Namen hast du fallenlassen, zufällig, ich habe ihn aufgeleckt und trage ihn seitdem auf meiner Zunge.
Deine Stimme wehte zu mir herüber, sie klang hell, unbeschwert, unbefleckt. Wie Musik.
Du siehst mich nicht, du siehst nur meine Hülle.
Du kannst mich nicht kennen und ich habe längst vergessen, wer ich war.
Immer frage ich mich, was sie sehen und ich weiß, es ist nicht das, was ich sehe.
Ich weiß, wer ich in Wahrheit bin. Unter der Hülle ist Glas. Sonst nichts.
Und mein Blut ist kalt.
Das werde ich nie vergessen können.
Doch mein Blick wird von dir angezogen. Ich kann einfach nicht wegsehen.
Du bist alles, was ich sehe, sehen will.
Und deine Augen, sie haben mich entdeckt, angeschaut, unerwartet, um Sekunden länger als es nötig wäre und ich bin verbrannt.- S.
08. Februar 23
Der Mond war riesenhaft, unglaublich, zum Greifen nah. Ich wollte meine Hände ausstrecken und ihn berühren, drücken, nie mehr loslassen.
Er lugte nur kurz über den Dächern hervor, strahlend hell, stieg dann sehr eilig auf und stand in wenigen Minuten schon hoch am Himmel.
Ich konnte kaum meinen Blick abwenden, es war magisch. Und das Erste und Einzige an das ich dachte, warst du.
Der Mond und du.
Mit Erstaunen wurde mir in diesem Moment klar, dass ich ihn nie mehr betrachten kann, ohne dabei an dich zu denken.- S.
04. Februar 23 Quote
"I don't feel guilt at being unsociable, though may sometimes regnet it because my loneliness is painful.
But when I move into the world, it feels like a moral fall, like seeking love in a whorehouse."
~Susan Sontag
03. Februar 23
Realitätscheck- Therapie
Bezug zum Jahresrückblick vom 22.12.22
Ich war sehr bereit und habe mich sogar auf eine Therapie gefreut, darauf, dass sie zum Greifen nah war.
Aber von Anfang an war da ein kleines, unbestimmtes Bauchgefühl, irgendetwas ließ mich zweifeln.
Nicht an einer Therapie, ich habe schnell gemerkt, was alles aufgearbeitet werden sollte und wie verdammt tief manches doch sitzt. Von Trauma war
gar die Rede. Ich war erstaunt. Ich? Ich versuche es noch immer von mir zu schieben. Wie gehabt.
Dennoch, Therapie ja, das stelle ich auch nicht in Frage.
Das Problem war eher die Interaktion, das starke Gefühl, nicht wirklich auf einer Wellenlänge zu sein, mich ständig rechtfertigen oder Gesagtes nochmal
geradebiegen, erklären zu müssen.
Ich war zuerst so erleichtert aber das verdeckte leider kurz mein ungutes Bauchgefühl.
Natürlich lernt man sich erst kennen und nun weiß ich zumindest, was ich bei einer/m anderen Therapeut*in sagen muss, was wirklich im Vordergrund stehen
sollte.
Aber man sollte als Therapeut*in vielleicht mal öfter nachfragen und nicht anhand der kurzen Beschreibung eines Moments direkt einen riesen Bogen auf ALLES
ziehen, ohne den Grund, den Ursprung zu kennen.
Warum fühlten Sie sich so, woher kam das, sind es immer die gleichen Gründe?
Sowas in der Art hätte ich erwartet.
Aber nichts der gleichen.
Mehr so analysieren durch sich-was-denken, anstatt Nachhaken.
Zudem, direkt beim 2. oder 3. Treffen überhaupt, etwas aufzureißen, wofür noch nicht die Zeit war, ohne Vorwarnung, nur um eventuell eine Reaktion zu sehen, um
sie bewerten zu können..ich weiß nicht.
Dann völlig aus dem Nichts mit einem Klinikaufenthalt zu kommen und es als eine Art Wellness-Spaßveranstaltung zu verkaufen, als sollte es das dringlichste für
mich sein, dort Freunde zu finden (bitte nicht), mich weiter dazu bewegen zu wollen, obwohl ich absolut (noch) nicht dazu bereit bin (aus verschiedensten Gründen) -fand ich auch nicht
gut. Ich fühlte mich total überrumpelt und gedrängt.
Mir enge Bezugspersonen irgendwie ausreden zu wollen, auch hier zu viel in einen Satz hinein zu interpretieren, anstatt genauer nachzufragen, hat auch nicht
gerade Vertrauen aufgebaut. Bei mir (und vielleicht auch vielen anderen) ist es so, dass ich manchmal, obwohl ich mir vorher schon überlege, was ich ansprechen möchte, es einfach vergesse,
manche Dinge einfach plötzlich nicht mehr in meinem Kopf zu finden sind, ich daher vielleicht diffus andere Themen anspreche oder nur so halb, so dass es grundsätzlich hilfreich wäre, doch
nochmal weiter nachzufragen.
Eine gute Bekannte, die viel Erfahrung auf dem Gebiet hat, war entsetzt und bat mich inständig, bitte eine/n neuen Therapeut*in zu suchen.
Ich habe kein Treffen mit einem guten Gefühl verlassen, außer, dass ich mich freute, wie schnell alles klappte.
Und sie meinte, das es aber so sein sollte. Also, jede Sitzung positiv zu verlassen.
Mir ist klar, dass es zwischendrin auch hart werden kann aber noch nicht beim 2. Probetermin. Und 3. Und 4. Und nicht, mich so einfach gehen zu lassen, wo
gerade voll was aufgemacht wurde, was mich innerhalb von 1 Nanosekunde, nur bei der Vorstellung daran, hilflos in Tränen ausbrechen ließ.
Wenn es doch größer ist als gedacht, überweise mich halt woanders hin.
Na ja, es war nicht so dramatisch, dass ich nun nicht weitersuche, aber wenn es dauert, ehrlich gesagt, auch völlig ok. Denn allein diese paar Treffen haben
mich eher in eine negative Richtung geschwemmt, mir, soweit ich das bis jetzt sagen kann, gefühlt mehr geschadet. Und ich glaube nicht, dass das so nach nur 4 Treffen, wo noch gar nicht in
die Tiefe gegangen werden sollte, ob das so gut war.
Es war eine Erfahrung, jetzt kann ich mich besser vorbereiten und weiß zumindest, wo es mehr brennt, was wichtiger wäre, dringlicher, was ich ansprechen möchte.
Möglicherweise überlappt auch vieles, dieses ist der Grund dafür, was wiederum der Grund hierfür ist. So in etwa. Aber wenn ich ehrlich sein soll, so habe ich es nach der Erfahrung nicht
wirklich eilig.
Und noch eine Erkenntnis: es gibt Menschen, die mich lieben, die für mich da sind, mit denen ich reden kann, die mich schätzen.
Doch leider erfuhr ich auch einen absoluten Übergriff, gut gemeint zwar aber ein totales No-Go, was ich auch direkt sagte, da wars aber schon zu spät weil es
einfach ignoriert wurde.
Es ist einzig und allein meine Sache, ob und wann und wie ich Personen, die tatsächlich
halt mit Grund meiner Probleme sind, immer waren, zur Rede stelle, bzw. mich mitteile, es ist meine Sache, zu erzählen (wenn überhaupt), dass mich etwas
psychisch belastet und dass es mir in dem Moment ziemlich beschissen ging.
Niemand hat das Recht über meinen Kopf hinweg, obwohl ich mehrfach Nein sage, zu entscheiden, so jetzt reicht es und das denen einfach zu erzählen. Das setzte
mich so unter Druck, da natürlich ein erzwungen besorgter Anruf etc. folgte und ich das nicht wollte, den Kontakt nicht wollte und ich mich dadurch gezwungen sah, irgendwie zu
reagieren.
Geht gar nicht.
Und aufgrund eines offenen und echt guten Gesprächs (nicht vergessen, ich war mental total beschissen drauf, das war Thema) mich plötzlich zu Aktivitäten
bringen, überreden wollen; zusammen Urlaub (nicht in diesem Leben), Treffen, was unternehmen? Hä?! Mal langsam, das ist gerade sowas von nicht die Zeit dafür, das MUSST du wissen, du kennst
mich und du weißt, wie ich gerade drauf bin.
Sehr schade, schon wieder das Gefühl zu haben, da lieber vorsichtig zu sein, sich wieder beschneiden zu müssen, auf der Hut sein müssen. Ich hasse das so sehr.
Aber, glücklicherweise muss ich dieser Person auch nichts erzählen, es wäre nur schön, weil sie mir bei dem Thema wirklich mit Rat zur Seite stehen könnte, da ich keine Erfahrung mit
Therapien habe, also was in Ordnung ist, was eher nicht etc. Aber nach der Nummer ist das ganz schwierig.
Also, das Therapie-Thema ist doch noch in der Schwebe, schade, dass es nicht beim 1.Anlauf klappte (wäre wohl auch zu schön gewesen) aber ich muss mich auch
wirklich wohlfühlen, verstanden, sicher. Den Anspruch darf ich doch haben, oder?
Ich versuche, dran zu bleiben, das habe ich mir selbst versprochen. Aber ehrlich, ich muss mich erstmal davon erholen.-S.
01. Februar 23
Ich denke an die Sommerabende von damals, gemalt in gebrochenen Farben, scheinbar endlos; Sommersprossen, hellblondes Haar, arglos. Mein Lachen flog mit dem lauen Wind davon.
Es sind nur wenige Standbilder in meinen Erinnerungen vorhanden, fast so als wäre es vielleicht niemals gewesen, als wäre alles bloß ein verblasster Traum.-S.
20. Januar 23
Licht und Schatten sind manchmal kaum zu unterscheiden, sie können in einer einzelnen Person so verwoben sein, ineinander verschwommen und viel zu flüssig vom einen, hellen, ohne Unterbrechung ins andere, dunkle, wechseln.
Manchmal existiert Licht und Schatten gemeinsam in einem Augenblick, so intensiv und erschütternd, dass dein mühsam gezimmertes Bollwerk aus Vertrauen und Zuversicht mit erschreckender Leichtigkeit in eine wackelige Hüpfburg verwandelt wird, aus der bereits eine beträchtliche Menge Luft entwichen ist.
Schutz kannst du hier nicht erwarten.
Du weißt nicht mehr, wer dort eigentlich vor dir steht.
Sogar die Farbe der Worte wechseln geschmeidig, so nuanciert und fast schön, wären sie nicht spitz wie Dornen.
Es ist, als hätte dieser Mensch vor deinen Augen die Gestalt gewechselt, es ist das selbe Gesicht, doch darin liegt ein völlig anderer Ausdruck.
Alles an dieser eigentlich vertrauten Person wird plötzlich vollkommen fremd.
Es ist, als würde sie nun ihre eigentliche, ihre wahre Gestalt offenbaren.
Bedrohlich.
Enttäuschend.
Hinterlistig.
Und doch nichts neues.-S.
13. Januar 23
Wir saßen im kühlen Sand, wofür es eigentlich nicht die Jahreszeit war.
Die nimmermüden Lichter im Hafen schauten zu uns herüber, erleuchteten spärlich unsere Gesichter in jener Nacht.
Obwohl unsere Körper halb verschlungen beisammen saßen, hätte die Distanz zwischen uns nicht größer sein können, nicht deutlicher sein können.
Ich bin mir fast sicher, dass ich sah, wie die Distanz sich erhob, mich nachdenklich betrachtete und als eigene dunkle Gestalt einfach davon spazierte.
Sie hinterließ zumindest mich seltsam leer und augenblicklich einsam. Du hast nichts gemerkt.
Aber deine Nähe bedeutete mir nichts weil wir nicht zusammen gehörten. Sie ließ mich allein und kalt, fühlte sich falsch an.
Ich wäre lieber mit dem Gestalt gewordenen Nichts gegangen, ihre Gesellschaft erschien mir in dem Moment viel wichtiger und dringlicher als deine; letztendlich habe ich mich verabschiedet und dich nie mehr wiedergesehen. Es fiel mir nicht mal schwer.
Und ich habe es nie bereut, die Distanz gewählt, sie erkannt zu haben.
Ich hoffe dennoch, es geht dir gut.-S.
08. Januar 23
In der Abgeschiedenheit ist es schwer seine Worte zu finden, sie auszusprechen, zudem prallten sie meist an Eiseskälte ab und zerbrachen einfach daran. In dieser winzigen Ecke der Welt war der Klang der eigenen Stimme fern und ungewohnt.
Die Kunst, auszudrücken was man fühlt und denkt, war für lange Zeit eingeschlafen, die Zunge wurde beinahe unnütz, war wie betäubt.
Schreiben war mein Zuhause, für eine lange Zeit.-S.
04.Januar 23
In jener kühlen blauen Nacht schimmerten Flecken der Vergangenheit auf mir wie die Sterne den Himmel übersäen.
Die Sterne dürfen unsterblich sein, das, was war, kann gerne verrotten.
Das Morgen ist immer heller als alles, was gestern war.
Ich entscheide mich dafür und nehme die blauen Nächte einfach mit.-S.
I was ashamed of myself
when I realized
life was a costume party
and I attended with my real face
~Kafka
22.12.22 Jahresrückblick
Blabla, _hier das übliche Gedöns einfügen_.
Hier das wichtigste kurz und knackig: ich werde eine Therapie machen. Schon direkt im neuen Jahr. Seht ihr den Konfettiregen? Freue mich. Bin gespannt. Hab Angst, ungefähr tausend Bedenken, möchte mich lieber zurückziehen, halt der übliche Quark. War schon ein paar Mal da, so probeweise. Und es war okay, anstrengend aber okay. Es ist trotzdem..seltsam für mich. Aber ich habe mir vorgenommen, das durchzuziehen.
Das ist eine wirklich große Sache für mich. Wird ein halbes Jahr dauern, circa.
Das alte Jahr endet okay und das neue beginnt mit einer gespannten Vorfreude, mehr möchte ich im Moment auch gar nicht. Außer Gesundheit, bin seit 1 1/2 Wochen krank, diese blöde Erkältung/Grippe aber auch irgendwie keine Grippe, die gerade jeder mit sich herumschleppt- klar bin ich dabei.
Der kleine feine Weihnachtsplastiktannenbaum steht und ist dieses Jahr gar nicht mal sooo hässlich wie sonst. Vielleicht empfinde ich es auch einfach nur so, weil sich etwas an meiner Perspektive geändert hat.
Also, bis zum nächsten Jahr, da wird dann eine neue Seite aufgeschlagen. Vor dem leeren Weiß graut mir jetzt schon ein wenig, na ja, mal sehen ob ich es wieder füllen werde.
Bis bald, Silver
und noch einmal 22.12.22
Es ist wahr, dass ich mich versteckt habe.
Bewusst, unbewusst, ich habe es getan.
Ich weiß, was Leben ist, wie es sein kann, auch wenn es mir immer schwer fiel, sich schwer anfühlte, schwer gemacht wurde.
Aus den verschiedensten Gründen habe ich mich selbst zerpflückt. Zerteilt, ein Stückchen hier, ein Stück dort, Stück für Stück; ein Teil tauchte ab, er schwebte bis auf den Grund des Meeres, dorthin, wo alles dumpf und leer aber angenehm und still ist und einen anderen Teil vergrub ich in kühler Erde. Ich kann sagen, ich war gewissenhaft, ich grub tief, bis ich auf vermeintliche Sicherheit stieß.
Das Leben sah früher bunt und warm und lebendig aus, war aber konsequent durchzogen vom exakten Gegenteil- und da will kein einziger Teil von mir jemals wieder sein.
Ich vergrub und versenkte also mich anstatt die Vergangenheit- oder auch einen Teil der Gegenwart- plus dessen problematischer Menschen.
Ich habe mich bestraft, statt mir zu helfen. Ja, ich kann sagen, ich habe mich verloren, immer etwas mehr, dabei mag ich mich im Heute immer mehr als im Gestern, was ich mal auf der Gut-Seite verbuche.
Ich habe versucht zu überleben, zu leben, meine kleine Seele durch diese wirre Welt zu navigieren, zu beschützen.
Das ist so unsagbar schwierig. Ja, es ist eigentlich unmöglich, ohne Schaden davon zu kommen.-S.
04.12.22
Deine geschickten Hände hören nicht auf nach mir zu tasten.
Ich habe mich längst in Position gebracht,
kaum wahrscheinlich, dass du mich verfehlst.
Keine Sorge, ich bewege mich nicht vom Fleck.
Fight-Freeze-Flight, ein oder existiert nicht, immer schön eins nach dem anderen.
Die Kette an meinem Hals ist hübsch und eng,
ich stelle sie noch etwas enger.
Ein hartes Pochen seitlich an meinem Hals bringt die feingliedrigen Glieder der Kette zum Vibrieren.
Ich spüre fast nichts anderes mehr.
Glaubst du, ein einziger Herzschlag könnte Ketten sprengen wenn das Herz nur fest genug schlägt?
(bemerkst du eigentlich die Möhre, die die ganze Zeit vor deinem Gesicht schwebt, der du folgst, den ganzen Weg lang schon?)
Mein Kopf wollte seit jeher durch die Wand,
je unwahrscheinlicher es schien, desto heftiger wollte ich es, umso verwegener wurde ich.
Du wirst mir früher oder später glauben, dass ich schneeweiße Kaninchen aus dem Nichts pechschwarzer Hüte zaubern kann.
Es wird sich noch zeigen ob du ein wahrer Entfesselungskünstler bist.
-S.
It is a joy to be hidden,
and a disaster not to be found.
~D.W. Winnicott
27.10.22 Das eigentliche Desaster
Hallo ihr
Ich weiß nicht, ob es vielleicht mal an der Zeit ist, loszulassen.
Ich habe mir schon oft Gedanken darüber gemacht, ob es wirklich hilft hier zu schreiben oder ob es das Gedankenkarussell bloß unnötig am Laufen hält obwohl es
längst verschrottet gehört.
Ich hatte ein unglaubliches Bedürfnis, es aus mit herauszuschreiben, zu brüllen eigentlich, ich musste Dinge verarbeiten, habe viel gelernt, überhaupt erst mit der
Zeit verstanden, was und wie viel eigentlich falsch gelaufen ist, habe sehr viel über toxische Menschen, Narzissmus und Dysfunktionalität erfahren, über meine Angststörungen, Depressiven Phasen
gelernt, es überhaupt erst mit der Zeit erkannt. Aber wie lange möchte ich mich noch auf diese Weise damit auseinandersetzen?
Hilft es wirklich noch?
Es hat auf jeden Fall geholfen, Dinge zu erkennen, es war befreiend und hat auch Spaß gemacht, sich auf diese Weise auszudrücken.
Aber in letzter Zeit fühlt es sich an als hätte ich nun alles erzählt.
Klar, die Vergangenheit ist ja nicht abgeschlossen, nicht wirklich. Auch weil jeder neue Tag auch eine neue Vergangenheit hinterlässt, die vielleicht erzählt werden
will oder verarbeitet werden muss. Und die Vergangenheit ist in einem drin und nicht immer vorbei, egal wie sehr man das Gegenteil behauptet. Ich muss nur schauen, wie viel Platz oder Bedeutung
ich ihr gebe.
27.10.22 Dark mode
Manchmal beschleicht mich das leise Gefühl, dass ich gar nicht glücklich sein kann weil ich es vielleicht nicht sein will.
Weil ich der festen Überzeugung bin, dann etwas ganz schrecklich zu vermissen, etwas großes und wichtiges zu verlieren, wäre ich nicht mehr so. Beides
geht wohl nicht. Glücklich sein und dieses Etwas.
Als müsstest du dich für eine Seite entscheiden, wenn du nicht bereits in eine hineingeboren wurdest.
Nein, es ist nicht die dunkle Seite gegen die helle, Gut gegen Böse, das nicht.
Es ist auch anstrengend, die meiste Zeit glücklich zu sein.
Das ist Arbeit, davon muss man überzeugt sein, überzeugt, das zu verdienen, das muss man wollen.
Ich kann mich an vielen Dingen erfreuen, so ist es nicht. An Regen, an Sommerregengeruch, an Regengeräuschen, am Mond in jeder Phase, am samtblauen Nachthimmel,
am Gekrächze von Krähen oder Raben, am Meer, Wellen, der Brandung, der glitzernden Wasseroberfläche, an Stürmen, den Herbstfarben, Laubbergen, Kastanien, Lagerfeuern, Schnee
(selbstverständlich), Schneeflocken, an knirschendem Schnee unter meinen Stiefeln, an Kälte und am sommerblauen Himmel, an klitzekleinen Wolken, an Gewitterwolken, an Sonnenblumen, einer
leichten Brise an heißen Tagen, an Muscheln und Quallen und Oktopussen, an Kaffee und Karamell, an schöner Bettwäsche, an Socken und Sport, an dem Gewicht, das ich zu mir runterziehe oder von
mir wegstoße, an frisch geputzten Zähnen und Rätseln und Hunden und Katzen und an Babyelefanten und Panthern und noch tausend anderen Dingen. Und bei jedem einzelnen liegt hinter meiner
Freude ein ururaltes, tiefes, dunkles, kaltes Gefühl, Trauer um alles Vergängliche, alles vergangene, die Angst vor dem Vergehen, dem Ende, welches unabwendbar ist und in jeder Sache, jedem
Ding, jedem Wesen verankert ist. Ein Bewusstsein dafür, wo wir uns befinden. Früher hatte ich das nicht, früher war meine Welt so winzig klein, alles dahinter war in Nebel
getaucht.
Dafür ist es mir heute zu deutlich bewusst.
Wir, auf einem Planeten, der sich dreht und dreht, in einem gigantischen Nichts, das immer größer wird, bis es das nicht mehr wird und nicht mehr ist und
absolut alles sterben wird. Vielleicht wird kein einziger Mensch das jemals erleben.
Was juckt, was in Millionen von Jahren ist, Kind. Jetzt. Jetzt ist von Bedeutung. Nicht das Gestern, das Jetzt. Genieße es doch.
Aber ich, ich kann das nicht. Auch jetzt ist zu viel, ich kann das nicht einfach ausblenden.
Selbst wenn nur immer alle schönen Dinge wären. Tief in meinem Magen, noch dahinter, viel viel viel tiefer und weiter als mein Körper eigentlich ist und viel
weiter und größer als mein Kopf es ist, da sitzt dieses Gefühl.
Da komme ich nicht ran, nichts und niemand kommt da ran, nicht die kleinsten oder größten Hände der Welt, nicht das leiseste Flüstern oder der ohrenbetäubendste
Schrei.
Es ist größer als alles und nochmal größer als das gesamte Universum heute ist und übermorgen sein wird und nicht mal das mit seiner unglaublichen Schönheit,
seiner puren Unglaublichkeit, einfach weil es IST, kann dieses Gefühl auslöschen, so mächtig und tief ist es, so fühlt es sich zumindest an.
Obwohl es so schmerzhaft ist, schwierig, angsteinflößend, unbekannten Ursprungs, kalt, heiß, wie ein Blitz, der dich in zwei Hälften teilt als wärst du Butter,
absolut niederschmetternd. Ohne könnte ich nicht sein. Das ist ich und so mit mir verwachsen, dass ich mich viel mehr davor fürchte, es zu verlieren als von jetzt an für immer
-vermutlich-unbeschwert und glücklich zu sein. Ich weiß nicht, ob ich das könnte oder ob es überhaupt ein entweder/oder ist auch wenn es sich anfühlt als müsste ich eine Entscheidung treffen.
Auch wenn mein Verstand weiß, ja, tatsächlich weiß ich, dass dieses Gefühl trügt, mich betrügt weil es heimtückisch ist und falsch.
Obwohl es mich immer wieder in die Irre geführt hat, zerreißt, auf die Knie zwingt, fürchte ich mich doch davor, diesen Teil zu verlieren. Ich will mit
diesem Gefühl glücklich sein. ((Ich möchte einfach beide Seiten.))
*
Das wollte auch noch mit raus:
Vorm Einschlafen-Gedanken sind immer konfus
Ich möchte inneren Frieden erlangen, dafür müsste ich allerdings erstmal den ganzen Schrott entsorgen, der sich bisher so angesammelt hat und mittlerweile bis
an die Decke ragt.
Ich glaube, nach außen wirke ich ausgeglichen und entspannt, obwohl mir (viel) zu oft mitgeteilt wird, ich sähe aus als würde ich jeden Moment jemandem den Hals
umdrehen.
Das wohl nur, wenn ich eigentlich unendlich gestresst oder genervt bin-hoffe ich jedenfalls.
Ansonsten bemühe ich mich seit Jahren um ein ausdrucksloses Gesicht (unter anderem aus eben genanntem Grund) und weil mir meine Meinung über etwas oder jemanden
zu deutlich ins Gesicht geschrieben stand und das ebenfalls zu Konflikten oder zumindest zu unangenehmen Situationen führte .
Ich bin wirklich nicht arrogant.
Aber ich verstehe durchaus, woher das so oft kam, dass andere mich dafür halten. Dann noch eher introvertiert (mit gelegentlichen Ausbrüchen, die für noch mehr
Verwirrung sorgten-besser zu verstehen ist es wohl mit dem Begriff Extroverted Introvert) zu sein, vervollständigt oft eben dieses Bild, diesen oft vorgerotzten Satz, ich würde mich für etwas
besseres halten.
Was für ein Witz. Dir pausenlos Stempel aufzudrücken, dich zu mobben, auszuschließen, auszunutzen, als wertlos zu betrachten, all diese tollen Dinge und sich
dann sowas herauszunehmen- weil ich keine Lust darauf hatte, auf das alles, mich wehrte, dem entzog, entziehen musste und dann diese Karte zu ziehen- eine ganz schräge, witzlose Komödie,
ehrlich.
Jedenfalls habe ich mich nicht ins Tal der Melancholie begeben, ich wurde dort geboren. Nachbarschaft: Nachdenklichkeit und das nächste größere Dorf heißt
Träumerle.
Wie vieles was eigentlich nicht gesund ist, wurde auch diese Nachbarschaft als eine Art Schutz gebaut.
Treib es nicht zu wild, Glücklichsein ist nicht für dich bestimmt, du bekommst ein, zwei Schüsse vor den Bug wenn du dich zu sicher fühlst, du stehst gefälligst
in der 2.Reihe, selbst in deinem eigenen Leben.
Wenn man sich auf die eine oder andere Weise vom Universum verarscht fühlt, obwohl man weiß, daß man nicht so wichtig ist, und es dem Universum am Arsch
vorbeigeht ob du einen schlechten Tag oder Monat hast oder alles unnötig dramatisch und episch überzeichnest und die Melancholie schon kickt wenn dir einmal zu oft irgendwas
runterfällt.
Wahrscheinlicher als dass das Universum (Gas, das Nichts, Leere, Licht, Dunkelheit) seine Hände im Spiel hat, ist, dass ich einfach nur so bin, wie es keine
andere Person sein kann.
Es ist, wie es ist. Die anderen haben alle ihren Struggle und keiner gleicht haargenau dem anderen und selbst wenn das mal passiert, ist der weitere
Verlauf immer noch individuell und wieder bei jedem unterschiedlich.
Gemachte Erfahrungen zu dem Zeitpunkt, auf die man evtl. zurückgreifen kann oder eben nicht, ist man Kind oder Erwachsen, dann Kindheit, Umgebung, Familie,
Freunde, Schule, die Persönlichkeit, Religion möglicherweise, Erziehung, immer andere Menschen die einwirken, prägen und so weiter.
Man kann nebeneinander wohnen und nebeneinander die Schulbank drücken, umgeben von den gleichen Leuten sein und jeder sollte wissen, dass selbst wenn zwei exakt
das gleiche erleben, es unterschiedlich aufgenommen und verarbeitet wird, unterschiedliche Schlüsse daraus gezogen werden.
Während für Person a morgen alles seinen Gang geht und kaum mehr daran gedacht wird, bis sie es schließlich völlig vergisst, sitzt es bei Person b tief und
verändert etwas in seiner Wahrnehmung, seiner Sicht, von jetzt an für immer.
Aber leider kommen viele zu dieser Erkenntnis nicht, nur ihr Erlebtes, ihre Wahrnehmung ist wahr und richtig und muss für jeden ganz genauso sein, und sie drücken anderen das auf, ständig.
Wie anstrengend das ist, das ist, was ich unter anderem mit Eindimensionalität meine-
Wahrscheinlich habe ich von diesen Gedanken Kopfschmerzen bekommen, hab mir eine Ibu eingeworfen (wenn ich nicht zu erschöpft war um aufzustehen) und bin dann
irgendwie krampfig eingeschlafen.
So nehme mir doch einer das Handy weg.
Oder ich versuche es mal mit Lagerfeuer/Kamingeräuschen in Dauerschleife.
Witzig: 8 Stunden Schneefallgeräusche zum Einschlafen.
18.10.22
"The best way to keep a prisoner from escaping
is to make sure he never knows he's in prison."
~ F. Dostojewski
Manchmal denke ich, keiner von ihnen verdient meine Worte, meine Zeit, keinen einzigen meiner Gedanken mehr.
Weder die schwarzen noch die weißen.
Gar.nichts.mehr.
Aber dann fällt mir ein, dass ich es ja niemals für sie geschrieben habe.
Sondern für mich.
Aber wahr ist auch, dass kein einziges Wort und auch nicht Millionen von Wörtern irgendetwas daran ändern können, oder gar auslöschen, was sich bereits tief in deine Existenz eingebrannt hat.-S.
23.09.22
Vermutlich alles, was ich jemals gesehen, gehört, gelesen und erlebt habe, vermischt sich zu einem gigantischen Strudel aus Bildern und Worten und lebendigen Szenen, alles schwillt an, bis zum Äußersten, bis mir fast der Schädel platzt. Ich bin mir sicher, dass wenn ich den Kopf mehrmals zur Seite schütteln würde, als hätte ich Wasser im Ohr, dass dann ein Schwall aus kleinen, schwarzen Buchstaben aus meinem Ohr strömen würde- alle Wörter, die in meinem Kopf sind.
Vielleicht wäre das gar nicht schlecht, eine kleine Inventur, sozusagen.
Doch ein Gedanke reiht sich nahtlos an den anderen, dann muss ich noch dieses überprüfen und jenes, daran denken (oder lieber nicht)und hier und auch dort nochmal nachschauen, nachlesen, abchecken; zudem 3 1/2 Bücher in 1 Woche und fünf Tagen zu lesen ist auch nicht normal für mich. Lesen soll entspannen aber es macht keinen Unterschied ob ich in Büchern oder dem Smartphone versumpfe. es fühlt sich beides irgendwie manisch an.
Nicht, dass ich das alles will oder gar heraufbeschwöre, jedenfalls nicht bewusst, es passiert einfach (ehrlich gesagt, nicht einfach so, zwei kleine Dinge, die mir zeigen, es kann nicht wegsortiert und einfach weitergemacht werden, nein, so geht das nicht (mehr)), ich muss einsehen, dass es immer noch präsent und nicht in Ordnung ist.
Mit anderen Worten: diese Zeit, diese Phase ist zurück.
Das D-Wort darf nicht ausgesprochen werden, denn wenn du es nicht schwarz auf weiß und gerahmt mit einem Schleifchen drum an der Wand hängen hast, dann hast du schließlich nichts.
Solange du auf deinen Beinen stehst, atmest und dich noch nicht ertränkt hast, gehts dir schließlich gut. Also was?!
Es ist nicht mal Oktober, wenn ich sie erwartet hätte, dann im November oder Dezember.
Aber, nun ist es so. Und ich habe durchgehend Kopfschmerzen, ach, surprise.
Hallo Herbst.-S.
19.09.22
Eine Uni von innen gesehen zu haben macht nicht automatisch einen angenehmen Menschen aus dir. Du kannst trotzdem eine engstirnige, affektierte Zicke sein, auch mit Master.
Das eine hat tatsächlich nichts mit dem anderen zu tun, auch wenn ich früher mal allen Ernstes davon ausging, dass es so wäre.
Es ist ja auch nicht jedes Großmütterchen lieb, nur weil es Behaglichkeit ausstrahlt und ein faltiges Gesicht hat, das lehrten uns schon die Gebrüder Grimm. Und ich hätte es wissen müssen.
Du und deine kleine Gruppe haltet euch für intellektuell und deine Freundin, die wohl die Wortführerin ist, hat ein Lieblingswort.
Als hätte sie heute morgen das Fremdwörterlexikon, welches sie schon seit dem Wechsel aufs Gymnasium besitzt, herausgekramt, auf einer beliebigen Seite aufgeschlagen und sich ein Wort ausgesucht.
Das Fremdwort des Tages.
Und seitdem baut sie es krampfhaft in je-den Satz mit ein und ich bin mir sicher, dass es hier und da gar nicht hingehört. Aber es klingt halt gut. Nur, dass es bedeutungslos ist, wurde. Es ist abgenutzt, verdampft, heiße Luft. Sie könnte es weglassen und es würde nichts an ihrer schier endlos aufgebauschten Erzählung ändern.
Es ist abgestumpft weil sie es seit sie redet ungefähr hundertfünfzig Mal gesagt hat, ohne dass es irgend einen Sinn hätte.
Es ist so unwichtig, dass es mir schon eineinhalb Minuten nachdem ich diesen Zirkel verlassen habe entfallen ist, welches Wort es war. Es ist mir bis heute nicht mehr eingefallen.
Und ich habe schon vor zehn Minuten abgeschaltet, ich habe sowieso Konzentrationsschwierigkeiten und endlose Monologe über die unglaublich normalen aber künstlich aufgeblasenen Erlebnisse dieser mir unbekannten Person katapultieren mich in Lichtgeschwindigkeit an den Rand meiner kognitiven Fähigkeiten.
Ich glaube, ich habe auch das Atmen eingestellt und hoffe, mein Mund stand die ganze Zeit über nicht offen.
Ich habe keine Ahnung, wovon sie redet oder du oder die anderen, ich bin die außerirdische Lebensform, die in euren menschlichen Freundeskreis geraten ist als es mit seinem Raumfahrrad falsch abbog, gegen einen Satelliten krachte und in Folge dessen auf die Erde stürzte.
Jetzt habe ich einen Platten.
Ich komme in euren Erinnerungen nicht vor und ihr nicht in meinen weil wir uns gar nicht kennen und ich teile auch nicht unbedingt die Dinge, die ihr mögt oder ablehnt.
Den kleinsten Fernseher der Welt zu besitzen und ihn in einen Schrank zu sperren als wäre dieser Gegenstand obszön und wenig subtil zu vermitteln, dass du viel zu erhaben bist um so etwas stumpfes zu tun wie den Fernseher einzuschalten, macht dich auch nicht zu einem besseren Menschen.
Und ja, ich halte die Erfindung von Facebook (auch wenn ich dem bisher erfolgreich fernbleiben konnte) und Social Media im Allgemeinen und dem Smartphone in ihrer Grundidee für unglaublich großartig, auch wenn es uns nicht unbedingt immer Gutes gebracht hat, was aber vermutlich mit fast allen Dingen so ist.
Angefangen bei der Steinschleuder, dem Schwarzpulver, dem Auto, der Industrialisierung, dem Kapitalismus, Tütensuppen, der Kernspaltung, bis hin zu der Annahme, 350.000 Scoville scharfe Paprika zu essen, sei eine gute Idee. Trotzdem müssen wir jetzt damit leben.
Ich gerate immer in Situationen, in denen ich weder sein will, noch in die ich gehöre. Ich weiß nicht, warum das geschieht oder wie. Ich gehöre schlichtweg nicht dazu. Auch wenn ich es wirklich versuche. Und ja, manchmal will ich das auch gar nicht. Und wenn ich es doch will, zählt für andere meist nur, was alles nicht passt, anstatt das, was passt.
Und du diskutierst gern. Aber diskutieren, nur um der Diskussion willen finde ich anstrengend.
Du verteidigst vehement deinen Standpunkt und bemühst dich sichtlich, anderen deine Meinung aufzudrücken und abweichende Standpunkte zu untergraben (du hast wirklich schon sehr sehr oft diskutiert, Glückwunsch) und der einzige Punkt auf den es hinausläuft ist, dass wir unterschiedlicher Meinung sind, was das ganze Gerede meines Erachtens irgendwie unnötig macht.
Es wirkt wie ein Debattierclub ohne Mitglieder.
Wir sind zum Zuhören verdammt und wenn andere (ich) deinen Ausführungen nicht zustimmen, wird deine Stimme lauter und deine Bewegungen hektischer.
Ist ja gut.
Ich dachte immer, in einem Debattierclub zählen Argumente, Zuhören, sowas und ja, ich kenne den Unterschied zwischen einer Debatte und einer Diskussion aber das ist wohl eher dein persönlicher emotionaler-Ausbruch-Club mit dem Motto: 'weil ich das aber so empfinde und so haben will und jeder soll das ganz genau so sehen!', und was weiß ich schon.
Ich will auch nicht hier sein und doch bin ich es; ich würde lieber Dostojewskis Werke rückwärts lesen als weiter zuzuhören. Aber dass du auch nur 5 Minuten nur darüber nachdenken könntest, irgendetwas auszuhalten, was du nicht zu 1000% möchtest, unterstützt, ja, nicht deinem Wesen entspricht, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Das würde niemals passieren. Sicher, man kann Prinzipien haben aber das kann auch schnell lächerlich werden und in Haarspalterei enden wenn man nicht aufpasst. Und du müsstest von deinem Standpunkt nicht mal abweichen, du könntest versuchen, zu akzeptieren, dass es andere Ansichten dazu gibt, andere Empfindungen und damit leben und schon wäre die Welt ein besserer Ort.
Ihr seid alle einige Jahre älter und was ich mehrfach darüber lernen musste ist, dass das eigentlich nur bedeutet, arrogant und selbstgerecht zu sein.
So oft, wie mir überheblich und urteilend begegnet wurde, habe ich mir eigentlich das Recht erworben, selbst arrogant auf so einen versnobten Nonsens wie das Gequatsche eurer akademischen Freundesgruppe zu reagieren.
Und das tue ich auch.
Ehrlich, ich erkenne Bullshit in jeder Facette, selbst ohne Master.-S.
05.09.22
Ich hatte einen seltsamen Traum von einem Mann, der eine Beziehung mit einer Mücke führte.
Eigentlich war es kein Traum, eher eine kurz aufblitzende Szene kurz vorm Aufwachen.
Ich weiß nicht genau, woher das kam aber ich dachte neulich über Kafkas Die Verwandlung nach (und ich denke zu oft über diese Geschichte und auch deutlich zu oft über Kafka selbst nach und über Gregor Samsas Schicksal und auch irgendwie über Franz')(ja, manchmal duzen wir uns..ich meinte, ich ihn, ich ihn !) und vielleicht löste das die Gedanken und den Traum und den Gedanken über den Traum (diese kurze Szene) und diese Geschichte aus.
Er bekam immer eine unangenehme Gänsehaut wenn sie sich im Anflug befand, einfach weil das Geräusch einer herumschwirrenden Mücke grundsätzlich unangenehm ist.
Aber er empfand auch prickelnde Vorfreude, die der Gänsehaut überlegen war.
Bereitwillig hielt der Mann seiner Liebsten den Arm hin. Dankbar und andächtig trank sie, um fit für ihre Nachkommen zu sein. Dass sie wohl Kinder von einem Mückenmann bekam bekümmerte den Menschenmann wenig, so ist die Natur, sagte er zu sich selbst.
Die Seelenvolle Beziehung wurde allerdings durch die Reaktion anderer Menschen erschwert.
Pausenlos schlugen sie um sich und versuchten, die Mücke zu verscheuchen, ja, sie zu zerquetschen.
Manche legten ihm nahe, sich eine Frau zu suchen und nicht so eine Mücke (also bitte!) Aber der Mann stand halt weder auf Brünette noch auf blaue Augen noch auf menschliche Gliedmaße, er stand auf seine Mücke.
So flüchtete er mit seiner Mücke zurück in sein Heim, wo die Fenster stets auf Kipp standen. Die Haustür konnte sie ja nicht öffnen und eine permanent offenstehende Haustür barg ja auch ein gewisses Risiko also ließ der Mann sie geschlossen. Die Fenster genügten schließlich auch.
Und der Gedanke, dass seine Liebste heimlich zum Fenster hereinschwirrte, hatte auch etwas aufregendes, verbotenes.
Er wusste, diese Liebe würde nicht ewig halten also googelte er eines Mittwochabends, wie viel zeit ihnen blieb.
Gut, es reichte nicht mal ein halbes Leben, aber auch nur wenn man davon ausging, dass der Mann mindestens 80 werden würde. Es wäre allerdings auch nicht ein halbes Leben würde er nur 35 werden und es wäre auch nicht ein halbes leben lang wäre er nur 15 geworden (hätte er seine Mücke da schon gekannt, was selbstredend nicht der Fall war) und das alles betrübte ihn dann doch etwas.
Er schwor, er würde die Zeit mit seiner liebsten Mücke genießen und ihr so oft seinen Arm oder Hals (oder welche Stelle seines Körpers sie auch anzapfen wollte) und so viel Zuckerwasser anbieten, wie sie nur wollte.
Dennoch war er traurig und er fragte sich, ob diese kurze glückliche Zeit für den Rest seines Lebens reichen würde. Die Erinnerung daran.
Die Mücke beschwerte sich indes nie, machte sich keine Gedanken um morgen oder gestern, nicht mal um heute, sie schwirrte ausschließlich im Jetzt herum und labte sich glücklich am Blute ihres Menschen, bis eines Tages der Lauf der Dinge seinen Lauf nehmen würde. Aber daran dachte die Mücke zu keiner Sekunde ihres Lebens.
Im Fernsehen lief eine Talkshow- lautlos- und der Mann nickte auf der Couch ein, das vertraute Surren im Ohr, was für ihn klang wie ein Schnurren.
Und während er schlief, trank die Mücke genüsslich glücklich einen Schluck aus dem Unterarm ihres Menschen, bis sie vollgesogen und ein wenig ermattet aufstieg, auf dem Kopf ihres Menschenmannes ruhte und die Talkshow im Fernsehen verfolgte.-S.
22.08.22 Glitzershit
Glaubst du etwa, ich denke mir das alles aus? Was für ein Geniestreich wäre das bitte. Schreiben könnte doch jeder, aber schreiben kann ich das nicht nennen, ich schreibe nicht. Nicht wirklich. Ich muss mir nichts ausdenken. Ich berichte bloß. Ich analysiere. Eigentlich nicht mal das. Ich kaue durch. Immer wieder. Schlucke es runter, hole es wieder hoch, kaue es erneut (schmeckt immer noch kacke), und das tue ich vermutlich bis ich sterbe. Wie Kühe. Nur, dass sie einfach nur fressen und sich nicht zu Tode denken.
Ich will dich nicht beeindrucken. Ich will nicht, dass du mich siehst. Ich will nicht wissen. Ich will mich nicht wehren müssen, Dinge ansprechen, die News hören.
Ich will zurück ins Bett und alles verschlafen, ich will die Welt nicht sehen, ich will sie träumen.
Ich weiß, dass das so nicht geht. Das steht so nicht im Vertrag.
Aber ich kann nicht einfach einen Kaffee trinken gehen. Ich kann nicht einfach ein Bild verschicken, ins Plaudern geraten oder irgend etwas locker nehmen. Ich kann
nicht hiermit aufhören oder damit. Ich weiß nicht mal, was du überhaupt meinst.
Wenn ein Teil von dir fehlt, ein Teil, den du nie kanntest, der aber immens wichtig wäre, dann passiert sowas eben.
Da fehlt ein Stück, ein Stück, das dafür gesorgt hätte, aus dir einen funktionstüchtigen Menschen zu machen. Also, ja, rein technisch gesehen funktioniert alles.
Augen, Darm, Motorik. 1a. Aber so, naja, mit diesem Fehlen, wie soll ich sagen. Ist was kaputt, kannst du es reparieren, fehlt was, kannst du es ersetzen. Du kannst eine künstliche Herzklappe
bekommen, eine neue Hüfte, eine neue Linse, Implantate (ob Zahn oder Brüste), eine Bein oder Armprothese. Du kannst auch eine neue Haut bekommen, du könntest vermutlich sogar mit nur einem halben
Gehirn durchs Leben gehen (und ich bin mir sicher, es gibt Exemplare, die das auch tun) aber das, also dieses fehlende Stück bekommst du niemals ersetzt. Das Fehlen ist unumkehrbar. Du kannst es
nicht kaufen oder basteln, es ist nicht 100%ig klar, was genau es eigentlich ist, dieses fehlende Stück, was auch nicht gerade weiterhilft. Es ist nur in deinem ganzen Körper, ja bis in die
Tiefen deiner Seele zu spüren, diese klaffende Wunde, dieses Loch, diese leere Stelle.
Und das Fehlen wirst du immer spüren. Faszinierend, etwas zu fühlen, was nicht da ist. Vermutlich nie da war. Dabei ist nicht ganz klar, ob du es verloren hast, es
eines Tages verschwand, verkümmerte, sich nur versteckt oder wirklich noch nie da war. Manchmal schimmert ein Licht durch den Nebel, ein Gefühl, ein Bild. Aber es ist nicht sicher ob es eine
Erinnerung ist oder nur der Wunsch, dieses klaffende Loch zu stopfen, der Gedanke, dass möglicherweise mal alles intakt war. Ich weiß auch nicht, ob irgend etwas davon überhaupt Sinn ergibt oder
wichtig ist. Sind es Phantomschmerzen? Spielt es denn eine Rolle? Es macht dich verrückt, dann und wann. Und wenn es wehtut, vermisst wird, dann muss es doch von Bedeutung sein.-S.
19.08.22 Inés
Dieses Mädchen war immer etwas drüber. Sie dachte immer, sie steht in der Mitte. Nicht im Mittelpunkt. Einfach in der Mitte von allem, sicher und versteckt. Aber
dem war nicht so. Sie stand nie in der Mitte, sie stand immer gegenüber. Egal, von wo jemand schaute, egal, wo sie selbst stand oder sich sah, es war immer am gegenüberliegenden Punkt, sie war
der Gegenpol, der Antagonist in jeder Geschichte.
Im Winter ein wenig zu blass, im Sommer ein wenig zu gebräunt. Immer zu schwarz, nie bunt.
Immer etwas zu still aber dann, wenn es lachte, lachte es hysterisch, bis es sich beinahe an ihrer eigenen Spucke verschluckte. Je dunkler der Humor, desto besser.
Er war zu dunkel. Aber nur eine Kleinigkeit die sie sah, sie berührte, es musste nichts Dramatisches sein, und sie musste weinen.
Wenn sie den Mund aufmachte, klang es wie aus einer anderen Zeit. Nicht die Shakespeare-Zeit, nicht so alt aber es war auch nicht gerade die
Jetzt-Zeit.
Es klang für andere Ohren unecht, seltsam aber für sie war es normal, es war auch nicht so, als hätten die anderen sich immer verständlich ausgedrückt, ganz im
Gegenteil. Doch ganz Gegenpol der sie war, war sie die Einzige, die sich fragend umsah.
Und ständig sah sie in große Fragezeichen, dabei verstand sie nicht, was falsch mit ihr sein sollte.
Ihre Worte waren schroff. Sie meinte es nie so aber die Worte veränderten sich, kaum dass sie ihre Lippen passierten.
An der Luft schienen sich die Worte zu verwandeln, sie wurden zu Klingen, zu Klauen, dabei waren sie eben, in ihrem Mund, noch ganz anders. Weich und
süß.
Und sie war kalt.
So so kalt.
Genau wie die Worte, so war auch das Mädchen selbst ganz anders, innen drin, anders, als es nach außen schien.
Da war Wärme und Sehnsucht und Liebe.
Aber in Gegenwart bestimmter Menschen und eines bestimmten Menschen, da war sie ein Eisberg.
Vor der Erderwärmung.
Sie verlor sich selbst und konnte nichts mehr kontrollieren. Nicht ihre Gedanken, nicht ihre Zunge, nicht ihren Körper. Sie möchte ihre Zunge bewegen, einen Schritt
gehen aber es passierte nicht.
Sie war erstarrt, gefroren.
Als habe jemand oder etwas die Kontrolle übernommen, es betäubte ihre Sinne und ließ nicht zu, dass sie sprach, dachte, da war.
Sie kannte diese Macht, sie kannte alle möglichen Arten von Macht und die Hilflosigkeit, das Gefühl, sich ausgeliefert zu fühlen. Doch diese Macht war anders, diese
griff nicht von außen an, sie war schon da, sie war in ihr, immer dort gewesen.
Sie vermischte sich mit einer feindlich gesinnten Außenwelt, ein Hybride, ein fast perfekter Jäger, unsichtbar, geschmeidig, gnadenlos. Und stets ganz
nah.
Sei immer auf der Hut, Mädchen.
Aber die Barrikaden passten nicht mehr in sie hinein, es existierte kein probates Gegenmittel, es musste von sich aus verschwinden.
Vielleicht war die einzige Rettung, die einzige Möglichkeit, diese Welt zu überleben, sie selbst zu sein. Radikal sie selbst, ganz egal, wo sie stand, wo sie war,
oder andere, wo andere sie haben wollten oder sehen wollten oder ob sie sie verdrängen wollten.
Wie aus einem Traum erwacht sie, Stunden, Tage, Jahrhunderte später, immer wieder.
Traurig, wissend, nichts zurückholen zu können. Keinen Moment, keinen Menschen, nichts.
Aber du musst atmen, Inés, du hast keine Wahl.
Ist ein Atemzug getan, ist er getan, ist er draußen im Äther, ist er nie mehr dein.-S.
08.08.22
Nobody realizes that some people expend tremendous energy merely to be normal
~ Albert Camus/Blanche Balain
27.07.22
Unruhige Nächte. Irgendwas ist.
Irgendwas tut weh.
Mein Körper weiß es schon, bevor es in meinem Kopf angekommen ist. Das war schon immer so.
Ich überlege, ob es nicht sinnvoll wäre, dauerhaft einen Katheter zu tragen, über den ich bei Bedarf hochdosiertes Schmerzmittel in mich hineinpumpen kann. Ich
frage mich, wie oft hintereinander ich pumpen würde und ob ich überhaupt jemals aufhören würde.
Spaß.
Würde nichts bringen. Außer vielleicht, der Katheter würde in meinem Gehirn stecken und anstelle des Schmerzmittels leichte Stromstöße abgeben, bei jedem negativen
oder sagen wir mal, jedem unnötig negativen Gedanken, irgendeinen scheiß von früher und für jeden über mindestens drei Dekaden und zweiundfünfzig Ecken gedachten Gedanken mit dem Titel: Was
wäre wenn, was ist dann- Dinge von gestern und in ferner oder auch naher Zukunft, die niemand weiß und manchmal nicht in deiner Macht stehen und niemals waren, sinniere trotzdem bis zum
Morgengrauen, jede Möglichkeit endet garantiert in einem Fiasko.
Direkt Stromschlag. Einen kleinen. Einen Impuls, sozusagen.
Bis das aufhört. Bei jeder nicht verdienten Chance, die andere von mir bekommen, für jede Schuld, die ich mir gebe, obwohl ich sie nicht habe, für jede
Verantwortung, die ich übernehme, obwohl ich sie nicht trage.
Stromschlag.
Habe neulich gelesen, was emotional Intelligente Menschen ausmacht.
Habe festgestellt, das ich offenbar unfassbar viele emotional sehr dumme Menschen kenne.
Und dass ich selbst nur zu oder immerhin zu 85% emotional Intelligent bin, die 15% allerdings, machen mir das Leben gelegentlich zur Hölle. Wie können Leute mit
insgesamt nur 20% leben, wie kommen die mit sich selbst klar?
Ich glaube ja, dass dieses übermäßige Denken, abwägen, einschätzen, dass es einerseits ein Schutzmechanismus ist, der ein wenig aus dem Ruder gelaufen ist, so wie eine Allergie.
Der Körper, ganz Bodyguard der er ist, übertreibt halt und knockt, ohne zu fragen, auch direkt dein liebes Großmütterchen aus, die nur mal einen Pflaumenkuchen
vorbeibringen wollte. Keine Chance, direkt Kopfnuss. Freund, Feind, dem Körper egal, alles feindlich, alles Gefahr.
Und zum anderen ist man ja irgendwo immer Forscher und Entdecker geblieben, erpicht auf Antworten.
Es nervt extrem ohne befriedigende Antworten, Antworten, die Sinn ergeben, etwas tatsächlich logisch erklären können.
Und so wird das Gehirn immer versuchen, ob ich das wirklich will oder nicht, eine Antwort zu finden, sich anstrengen und sich auf eine weite Reise begeben und
suchen und lesen und gucken und versuchen, zu ergründen, zu verstehen. Manchmal gibt es tatsächlich nur die Antwort: tja, weil es so viele emotional verkrüppelte, unreife Menschen gibt, plus noch
zig andere Gründe, warum Menschen so sind, warum dir das alles widerfahren ist.
Und auch immer wieder passieren wird.
Ich muss lernen, damit umzugehen.
Klar. Aber ehrlich, ich bin so müde von dieser Reise. Weil ich den überwältigenden Eindruck habe, allein auf dieser Reise zu sein.
Ich versuche klarzukommen, mit mir selbst, ich versuche auch, andere zu verstehen. Immer.
Aber andere wüten und toben wie komplett durchgedrehte Schimpansen, ohne einen Gedanken an andere zu vergeuden, ohne Logik, ohne Grund.
Sie sind Erde und Mond und Sonne zu gleichen Teilen, nein, sie sind das Universum selbst und andere nur Fussel an ihrer perfekten Kleidung.
Sie sehen andere nicht, sie sehen leider nicht mal sich selbst.
Übergroß, aufgebläht, Raum einnehmend, verdrängend, einengend. Dabei fordernd. Dauernd.
Anstrengend.
Ja. Keine Lust mehr auf diese Reise.
Ich mache eine Pause und bin selbst alle Teile des Universums. Bin das Heute und Morgen und das Gestern auch.
Bin der Tag und die Nacht und alles, was hier hingehört, bin ich. Alles, was ich habe, bin ich. Niemand wird es merken, weil ich gar nicht da bin. Weil ich anderen
nicht unnötig die Luft abdrücke, ich nehme mir nur, was mir zusteht.
Die Antworten, merke ich, waren noch nie woanders. Sie waren immer schon in mir selbst zu finden.
Erstaunlich.-S.
21.07.22
Eben, mit den Menschen. Reden und agieren, was kochen, da sein, nett, ja aber ihre Anwesenheit kann mich nicht auffüllen.
Es reicht nicht. Es reicht nie.
Ich wollte irgendwo hinfahren können. Ich wollte, dass da jemand ist. Jemand, der nur auf mich wartet. Eine Option. Ein Ziel.
Aber da war niemand. Da war nichts hinter mir und es lag auch nichts vor mir. Da war nichts. Nur die Nacht.
In diesem Moment der geistloseste Ort im gesamten Universum. Wohin sind die anderen verschwunden?
Nur ich war da, mit den Schatten im Kofferraum, fuhr stoisch geradeaus, ließ die Scheinwerfer eine Schneise durch das Schwarz schneiden, sie schufen einen Weg, der vorher gar nicht dagewesen schien und ich hoffte, irgendwann einmal irgendwo anzukommen. Dort, wo ich sein wollte, wo sich nichts und niemand mehr leer anfühlen würde.-S.
19.07.22
Ach du heilige Scheiße. Ahnst du was ich mit dir machen möchte wenn du mich so ansiehst?
Ich glaube, das würde gegen irgendein Gesetz verstoßen oder zwei, auf jeden Fall wäre es ganz und gar unsittlich. Einfach hier, in der Öffentlichkeit, vor einem Supermarkt.
In deinem Blick liegt eine ganze Armada an Abwehr plus eine Prise Arroganz, du strengst dich wirklich an mich fernzuhalten, dabei bist du so verwirrt weil ich meinen Blick nicht abwende und gehe.
Ich weiß, ich sollte aber ich kann nicht.
Ich will. Und ich werde. Aber ich warte noch einen Moment.
Und du weißt, was ich denke, während wir Belangloses austauschen weil in deinem persönlichen Krieg, den du sinnloserweise mit dir und gegen mich führst, diese Wörter immer wieder aufflammen und deinen ganzen Körper, ja, deine Existenz ausfüllen und dich zwingen, innezuhalten.
So, wie ich innehalte weil ich nicht anders kann.
Komm. Komm her. zu mir. Komm. zu. Mir. Komm.
Ja, ich fühle es auch.
Wir haben uns beide gegenseitig konditioniert, wie auch immer das passiert ist.
Ich kann nichts dagegen tun wenn mein Herz in alle Himmelsrichtungen ausschlägt einfach nur, weil ich dich wiedersehe.
Verdient hast du es nicht aber das ist meinem Körper herzlich egal.
Ich bin der Hund, du der Knochen. Unheilvoll. Lächerlich. Märchen.
In Wahrheit bist du Rattengift und ich weigere mich der Hund zu sein.
Deine wachsende Blasiertheit war der Anfang vom Untergang, jung, dumm und überheblich.
Keine Liebe. Natürlich nicht. Nur ein könnte und ein vielleicht. Zwei Körper. Aber keine Chance.
Ich habe mich in einen großen bösen Wolf verwandelt. Genau in diesem Augenblick.
Weil ich es musste.
Mein dummes Herz, es benimmt sich noch immer furchtbar ungestüm (wird ignoriert) und dein Blick ist anders jetzt.
Aber zu spät.
Ich bin ein Wolf und du bist eine Maus.
Ich habe dich durch pure Willenskraft in eine kleine weiße Maus verwandelt.
Du weißt es und du willst den Wolf. Und der Wolf will die Maus. Trotz allem.
Deine kleinen runden Knopfaugen blinzeln und schauen mich an und in mich hinein und durch mich hindurch, kurz blitzt deine alte geschmeidige Gestalt auf.
Ich lecke mir die Lippen aber lächle bloß traurig und stolz weil Wölfe das so machen. Das macht dich irre, oder?
Aber.
Das Kapitel ist tot. Quasi Mausetot. Ich habe beide sterben lassen. Weil ich schreiben muss, was geschrieben werden muss.
Kein Happy End.
Weil das eben die Geschichten sind, die man niemals vergisst.
Ich fand das irgendwie passend.-S.
26.06.22
Hab bitte keine Angst
Die Wellen werden dich zurück an den Strand spülen weil sie immer dorthin streben, selbst wenn sie sich zurückziehen
Sicher, sie können dich retten oder aber auch ohne Reue in die Tiefe drücken
Und macht das nicht den Reiz aus?
Wenn dir die Luft ausgeht, bleib ganz ruhig, wenn du die Nerven verlierst, wirst du alles verlieren
Du kannst meinen Atem haben, nimm ihn, er gehört dir
ich wusste ja nicht, dass die Angst dir die Luft raubt
Ich möchte meinen Atem in dich pumpen damit du lebst weil das nie jemand für mich getan hat und ich weiß, wie das ist wenn man langsam erstickt
ertrinkt
fällt
Zehntausend kleine schmerzhafte Tode stirbt
in Stücke gerissen wird
oder nichts mehr von dir übrig ist
Meine Lippen sind fest auf deine gepresst, das muss so sein, ich stelle nur sicher, dass kein Seufzer entkommt, es wird kein Atem vergeudet
Du an Land
Ich
Ich? Was mit mir ist? Nett, dass du fragst aber
Wer weiß das schon
Komme ich zurück ans Ufer oder ist es dieses Mal die Tiefe?
Ich weiß es jedenfalls nicht und dieser Umstand müsste mich eigentlich in pure Panik versetzen
Aber jetzt gerade
Nicht
Soll ich die Wellen entscheiden lassen?
Kopf oder Zahl, noch eine Karte oder lieber nicht, wann drückst du den Knopf, wann ziehst du am Hebel, es ist kein einarmiger Bandit, es ist ein keinarmiger Bandit, das Wasser ist heimtückisch und viel weniger Glücksspiel als du denkst
Es ist Schicksal
Und das aus meinen Händen zu geben ist ein Akt tiefer Zuneigung
Oder aber egoistisches Verlangen
Weil ich es manchmal kaum erwarten kann, endlich die Wellen zu sehen, zu spüren, ihre Kraft und das ich nichts gegen sie ausrichten kann
Weil ich es mag wenn etwas so allumfassend stärker ist als ich es jemals sein könnte
Ich habe keine Angst, es ist beruhigend, auf tröstliche Weise unberechenbar
Das zumindest ist kein Glücksspiel und kein Schicksal, das ist gewollt
Das bin ich, auch (das solltest du wissen) -S.
20.06.22
What do we do now,
now that we are happy?
~Samuel Beckett
Waiting for Godot
14.06.22
Dieses Gefühl zwischen zwei Wänden gefangen zu sein, weder vor noch zurück zu können, ist ausgesprochen grauenhaft
Sie sind ein Synonym, doch gleichzeitig auch real
Ich träume oft von den beiden Wänden, wie ich von ihnen abpralle nachdem ich mich abwechselnd gegen sie geschmissen habe
Links rechts links rechts aua links rechts links aua links rechts
Ich könnte auch nach vorn gehen (3 Zimmer, Bad, Haustür) oder zurück gehen (Küche) und sie einfach vergessen und zwei langweilige Wände sein lassen aber ich stehe
zwischen ihnen und ergebe mich der Illusion, langsam zwischen ihnen eingeklemmt und zerquetscht zu werden
Ich fühle diese beiden Wände in meinem Kopf, sie sind so präsent, wie sie es niemals waren, nur sind sie hier nicht tapeziert (ich erinnere mich nicht an Farbe oder
Muster, dabei müsste ich es wissen, hat sich doch seitdem nichts verändert) sondern sie bestehen aus freiliegendem Mauerwerk, für deren Anblick man in einer modernen Altbauwohnung einen Haufen
Miete zahlen müsste
Ich habe sie gratis aber nicht grundlos
Nicht, dass ich nicht trotzdem für sie zahle, noch immer
Sie waren so lange abwesend aber, wie ich verblüfft feststellen muss, niemals verschwunden
Erinnerungen sind eine komische Sache, nur ohne immer lustig zu sein -S.
01.06.22 Mental Pogo
Weißt du, ich kann Dinge verzeihen.
Nachdem ich dich erst geviertelt, dann dein Herz zum Mittag hatte und dich danach zum Teufel jagte.
Nachdem der Mond unzählige Male auf und wieder unterging, ich kann verzeihen.
Ich bin bereit, Gründe und Entschuldigungen zu finden, warum und wieso. Es gibt sicher keinen Weg zurück aber böse bin ich dir nicht.
Du wirst brennen, ja, aber du fällst weich, in samtene Arme.
Und da liegt das Problem.
Denn mir, verstehst du, mir kann ich nichts vergeben. Nie.
Ich lege mich in Ketten, ich nagle mich ans Kreuz, ich werfe mich selbst in den Kerker und bin für den Rest meines Lebens eine lodernde Fackel.
Wofür? Für Nichtigkeiten.
Für Rahmen und Gesetze und Vorgaben, die andere gemacht haben.
Oh, ich bin enttäuscht von dir. Ich erkenne dich gar nicht wieder. Ich will doch nur dein Bestes, du bist komisch. Mach dies, nein, lieber das, warum sagst du
das, warum bist du so, wir wollen, wollen, wollen, wir verstehen dich nicht, du musst an dieser Stelle lachen, jetzt so gucken und wir sagen, wer du bist, du bist Niemand
Ich sage dir, was mit mir ist. Ich habe keine Lust mehr auf diesen Bullshit. Eigentlich simpel, oder?
Aber da ist noch etwas anderes. Etwas verzweifeltes, zerbrochenes. Stures Festhalten, pure Angst. Lass mich nicht allein, bitte.
Du kannst mich verfluchen, so oft du willst, weil du weißt, du hättest nie vor mir flüchten können. Lege mich in weitere Ketten und verklage mich halt für deine
Schwäche. Solange du es nur tust. Solange du nur irgend etwas tust. Aber du hasst mich und das hat uns vermutlich beide gerettet, irgendwie, auf eine verdrehte Art.
Ich habe Dinge getan, ich weiß nicht, warum. (Ha, ich weiß wieso.)
Ich hing an der Klippe, hielt mich verzweifelt fest. Aber irgendwann hat selbst der stärkste Mensch keine Kraft mehr, sieht die Sinnlosigkeit darin,
unausweichlichem ausweichen zu wollen. Ich ließ los, ich fiel. niemand hat es gesehen, niemand wollte hinsehen. Aber ich habe gesehen.
Ja, ich wollte dir wehtun, aber das bedeutete nur, mir selbst wehzutun. Das versteht man nur wenn man es eben versteht. Ansonsten ist es ein hohler Spruch, wie es
vermutlich mit jedem Spruch ist.
Du hast mich durchgekaut wie ein Kaugummi und ausgespuckt und hast mich verurteilt, mich, dafür, dass ich dir vorher im Hals steckengeblieben bin, kleben blieb, bis
du panisch um dich getreten hast. Sollte ich etwa einfach stillhalten? Ich konnte nicht.
Ich wünschte, ich hätte stillgehalten.
Dich einfach umgehend ausradiert, aus allem, was war, du ahnst ja nicht, wie gut ich das kann.
Ich hätte jedes Recht gehabt. Jedes. Aber, nun ja.
Und wir? Wir waren so sprachlos. Ich hatte kaum Worte, sie wurden erst geboren, mit der Zeit. Meine Stimme war leise, brüchig. Wir waren unfähig, fast noch Babys in
eigentlich erwachsenen Körpern. (( zu viele fremde Zungen, die keine guten Absichten hatten, falsche Freunde, falsche Worte, weißt du, egal, wie jung oder alt du bist, du kannst nicht die ganze
Welt ficken. Du bist kein verdammter Gigolo, du bist ein idiotischer Bastard, weil du so arrogant warst, das zu glauben.))
Ein Tag fühlte sich endlos an, wie endlose schwere dunkle Jahre und ohne dich waren sie noch langsamer, trostloser.
Alles war leer.
Ich existierte bloß aber war nicht wirklich da. Ich habe das alles nicht ausgehalten. Wusstest du das überhaupt? Wohl nicht. Es hätte dich auch nicht
interessiert.
Du kleiner Heuchler, du Maulwurf, gehörst an meiner Stelle auf die Anklagebank.
Ich hoffe, es tat wenigstens ein bisschen weh.
Ich hasse mich, etwas, was du niemals fühlen wirst, egal, wie ätzend du bist. Gut für dich.
Dabei bist du so wenig unschuldig wie ich es bin aber verurteilt wurdest du nie.
Ich finde keine Gnade für mich, ich kann diese elende Sanftheit für andere nicht auf mich übertragen.
Ich musste mich retten, vor mir selbst, viel zu oft und noch öfter hätte ich mich vor anderen retten sollen.
Nein, mich hat nie jemand angefasst. Nie weh getan. Nicht so, wie du denkst.
Für diese Art von Verletzungen gibt es kaum Worte, kaum Belege. Aber sie sind so voller Gewalt, tun so weh als wärst du in einen Häcksler geraten.
Meine Gedanken möchtest du lieber nicht wissen.
Das ich nie handgreiflich wurde ist rückblickend betrachtet unglaublich.
Ich wurde nicht mal handgreiflich gegen mich, obwohl ich es so sehr wollte.
Verletzt habe ich mich trotzdem selbst, viel zu oft.
Und daran will ich mich immer erinnern um es niemals zu vergessen, damit es nie wieder so wird.-S.
29.05.22
Ich habe nie die Gnade der Erlösung erfahren.
Die Entlastung durch den Zuspruch, den Trost durch Verstehen.
Egal, was war, wie schlimm es mir weh tat, es wurde noch schlimmer gemacht, durch Worte, durch Kälte, durch Verständnislosigkeit.
Die anderen wurden geschützt, sie wurden gestützt, mir wurde das verweigert und nur mit dem Kopf geschüttelt, als hätte ich etwas falsch
gemacht.
Mich hat das so verstört und verwirrt, gezeigt, dass jeder mit Worten und Taten Amok laufen darf und das ich still halten muss, nichts sagen darf, nicht ausbrechen
darf, denn Verständnis gibt es nur für andere.
Ich kann mich nicht erklären.
Sie sehen mich nicht mal an, sie sehen durch mich durch, haben ein Bild von mir vor Augen, das sie selbst wählten, ignorieren konsequent, wer ich wirklich
bin.
Alles wird weichgespült, sogar der Stacheldraht an meiner Kehle ist flauschig und wenn man nur beharrlich wegschaut, die verkrüppelten Worte, die schiefen, falschen
Töne der kaputten Schallplatte, die geplanten Untaten als ein Opus betrachtet und feiernd auf ein Podest stellt, an dem ich niemals auch nur annähernd kratzen könnte, dann wird bestimmt aus
Scheiße Gold, wie von Zauberhand.
Aber, das mache ich nicht mit.
Das habe ich nie.
Ich habe gesehen, so früh, doch ich habe es nicht verstanden. Wie Worte einer fremden Sprache, die man zwar lesen kann aber deren Übersetzung man nicht
kennt.
Gerechtigkeit ist ein Witz.
Gleichheit ist ein Witz.
Das alles ist eine gigantische Show.
Und nur wer gut spielt, mitspielt, der gewinnt.
Ich habe mich immer geweigert mitzuspielen, weil es dreckig und falsch ist.
Wahrheit, Echtheit, damit können sie gar nicht umgehen.
Nein, sie wollen es nicht.
Ich lasse euch spielen.
Ich lasse euch euer Meisterwerk.
Euer kleines Imperium. Es ist ein Alptraum.
Ich will nichts damit zu tun haben, ich will nichts davon haben und kein Teil davon sein.
Das einzige, was ihnen ein bisschen wehtut und an ihnen kratzt ist, wenn ich ihnen den Rücken zudrehe.
Ihnen nichts mehr gebe, kein bisschen.
Sie schnüffeln und graben und suchen und egal, wie stark ich bin, egal, wie hell ich strahle, egal, wie gut ich bin, sie sehen mich als Schmutz. Als schwach. Als
Gefahr.
Als Feind. Weil sie unmoralisch sind finden sie schlechtes sogar in guten Dingen. Gerade in guten, die sie völlig frei von jedwedem Gewissen als falsch verkaufen,
als böse, hier etwas manipulieren, da etwas verdrehen, ein wenig hysterisches Beharren und bloß niemals nachgeben, klappt wunderbar.
Ihr Spiel wird niemals zu Ende sein, selbst wenn ich gar nicht spiele, es ist ein immerwährendes gegen mich.
Bis zum Ende. Irgendwann.-S.
17.05.22
An einem gewissen Punkt irgendwo in der Vergangenheit habe ich mir einfach nichts mehr gewünscht als gefühllos zu werden. Taub.
Ein wenig, etwas. Oder mehr.
Nicht, weil mir Dinge egal oder gleichgültig waren, ganz im Gegenteil.
Es war zu viel.
Und diese zeitweise gefühlte Dumpfheit und Gleichgültigkeit war so erfrischend angenehm.
Sicher und kuschelig. Da wollte ich bleiben.
Die Wahrheit ist, dass unter der Lotuseffektmäßigen Oberfläche, die ich mir mühsam zugelegt habe, ein Vulkan brodelt, der größer ist als ich.
Der anders ist als ich. Der mächtiger ist als ich es möchte.
Und ich habe Angst, dass er eines Tages- und ich fürchte, es bedarf nur eines bestimmten Stupsers, einen kleinen- dass dieser Vulkan dann explodiert und alles, was ich mühevoll aufgebaut habe, errichtet habe, an Maßnahmen ergriffen habe, mit einem einzigen Knall zerstört, mit sich reißt, in seine Einzelteile zerlegt, verbrennt.
Manchmal glaube ich, er lauert nur darauf, wartet, dass er mich aus meinem Bau locken kann, dass ich diese Kruste aufbreche, nur ein wenig, damit das Magma seinen Weg findet, sich gnadenlos seinen Weg bahnt und ohne Mühe alles in Asche verwandelt, alles mit seinem glühenden Maul verschlingt.
Und mich gleich mit.
Manchmal glaube ich, es würde mich befreien. Endlich.-S.
07.05.22
Einfach nicht darüber nachdenken, es hinter sich lassen.
Bin ich also selbst verantwortlich weil ich darunter leide?
Ist es so einfach?-S.
29.04.22
Und von einem auf den anderen Moment ist da Ruhe.
Zwischen dem Klingeln des Telefons, Aktenbergen, Desinfektionsgeruch, Stimmen, dem Radio und viel zu lauten Hintergrundgeräuschen. Ein klick und irgendwas
reißt. Alles ist dumpf, wie unter Wasser. Ich bin nicht mehr hier.
Dieses Gefühl keimt in mir auf, es umschließt mich, macht das Atmen schwer, es umschließt mein Herz und drückt zu. Und es drückt sehr sehr fest.
Ich muss aufpassen, mich nicht zu verlieren. Nicht hier an Ort und Stelle meinen Verstand zu verlieren.
Ich fühle die ganze Last der Welt auf meinen Schultern, ich fühle Milliarden von Menschen und ich bin eine von ihnen und doch weit weg, allein und doch nicht allein
genug, frei und gefangen zugleich, ich finde nicht hinaus, obwohl ich eigentlich hinein will.
Meine Gedanken sind draußen unterwegs, mein Kopf treibt sich herum, schwebt, fliegt, rennt und was zum Teufel mache ich hier?
Meine Gestalt ist hier, ich sehe es aber mein Geist ist weg, weit weg.
Früher habe ich nie bemerkt, dass ich gar nicht da war, heute merke ich es schmerzlich und überdeutlich.
Und ich brauche Zeit, ZEIT, ich brauche mehr Zeit als ich habe, sie läuft erbarmungslos davon und ich fühle jedes Sandkorn, das fällt. Und ich will nicht reden,
nicht so, davon bin ich so unendlich müde, ich will REDEN und nachdenken und dabei zusehen, wie der Mond aufgeht aber da ist Stille, die ich liebe und fürchte und ich verliere den
Faden. Warum ist das alles immer so wenig ich, warum fühlt es sich so falsch an, mit jedem Menschen der mir je begegnete, ich passe einfach nicht. Ich möchte meinen Gedanken folgen und sie
ergründen, in sie eintauchen und an die Oberfläche schwappen lassen, schauen, was da wieder angespült wird, aber ständig prasselt anderes auf mich ein, andere, Stimmen, Geschichten, Probleme, die
Energie anderer viel zu greifbar und einengend, Platz raubend, Atem stehlend. Ich möchte euch ja hören aber bitte haltet doch einmal einfach den Mund. Geht mal in euch und bleibt da für eine
Weile. Ich muss meinen Gedanken folgen, wo ist denn bloß mein Kopf, ich habe ihn wohl verloren. Schon wieder. Der Faden flattert im Wind, alle Fäden flattern im Wind, ich bekomme keinen zu
fassen. Ich klettere auf zehn Stühle, einer wackeliger als der andere, und greife ins Leere.
Zu gern würde ich die Fäden zusammenbringen und eine weiche Decke aus ihnen flechten, eine Gedankendecke, die ich irgendwo ablegen kann aber wo sind sie nur hin.
Ich habe es vergessen.
Doch ich höre sie wispern: du gehörst hier nicht hin. Nicht an diesen Ort, nicht in diese Zeit. Nicht in dieses Leben. Du bist hier falsch. Immer schon falsch
gewesen. Vielleicht hast du dich vergessen? Vielleicht wusstest du nie, wer du bist, oder wusstest du es und hast es ignoriert?
Kann ich nicht nochmal anfangen? Zurückreisen, mit meinem Kopf von jetzt und mit allem, was ich weiß?
Kann ich die Gedankendecke mitnehmen, mich darin einwickeln, um mich immer zu erinnern, darin verkriechen, wenn es zu viel wird?
Bitte? Einfach nochmal von vorn beginnen? Ich weiß nicht mal, ob ich es könnte.
Doch. Ich mache es gut, ich mache es für mich, für mich allein, versprochen.-S.
31.03.22
Hätte ich nur diesen Mantel. Diesen unglaublichen Mantel.
Und das dazugehörige Grinsen, das aus der Überzeugung geboren wurde, die ganze Welt stehe nur für sie bereit.
Geboren aus der Überzeugung, alles zu schaffen.
Bewundernswert.
Dieser Mantel sagt alles, er ist edel, frech und jugendlich, auf eine erwachsene Weise.
Gemischt mit diesem an Arroganz grenzenden Grinsen eine unschlagbare Kombination.
Plus diesem Blick, sie würden ihn als sympathisch und aufgeschlossen bezeichnen aber ich finde ihn selbstgerecht und abschätzend.
Was für ein Blick.
Wenn du nur genug von dir selbst überzeugt bist, werden andere es auch bald sein.
Sie werden eher überzeugt davon sein, ein absolutes Genie vor sich zu haben wenn du nicht permanent gekrümmt durch die Weltgeschichte oder besser gesagt, nur in deinem Dunstkreis herumschleichst, dich für wertlos hältst und Blicken ausweichst anstatt dich kerzengerade hinzustellen und sie mit einem Laserblick zu durchbohren.
Niemand wird kommen und dich mit Lob und Ruhm und Liebe oder gar Respekt überschütten wenn du denkst, nur den unteren Bodensatz zu verdienen.
Wenn du dich mit dem absoluten Minimum zufrieden gibst aber insgeheim glaubst, nicht einmal das zu verdienen.
"Greif nach den Sternen", sagen sie.
Leicht gesagt. Es ist viel einfacher nach den Sternen zu greifen wenn du dich bereits im Penthouse befindest und dich nicht erst aus einem Keller befreien musst.
Greif nach den Sternen. Also wie?
So ein Mantel könnte helfen. Er ist wie ein Superheldenkostüm, wie Superman's Umhang.
Auch wenn du vielleicht nicht der Typ für Superhelden bist.
Aber Gott, was ist mit diesem Mantel? Er ist magisch.
Er ist verknüpft mit dem Mut zu leben und der Neugier aufs Leben, mit der Selbstverständlichkeit, das Leben bei den Hörnern zu packen, zu zähmen und zu reiten. Verwoben mit der Fähigkeit, Niederschläge wegzustecken, vermutlich sogar direkt in die Taschen dieses Mantels, wo sie sich dann in Luft auflösen.
Viele Niederschläge können es aber nicht gewesen sein.
Denn diese Überzeugung, diesen selbstsicheren Blick, haben Menschen aus gesunden Familien, die jedes dada bubu tata-Gebrabbel ihres Kleinkindes für das Klügste halten, was je ein Mensch von sich gegeben hat, wo jeder Schritt beklatscht und jedes Stolpern aufgefangen wurde.
Denen so viel in den Schoß gelegt wurde, dass Kämpfen nicht nötig war, es ergab sich einfach.
Erfolg ist die logische Konsequenz der Tatsache, dass sie da sind. Ihrer bloßen Existenz.
Solche Menschen tragen diesen Mantel. Diesen verdammt coolen Mantel. Ja, ich glaube, den kann man sich gar nicht kaufen.
Sie werden quasi in ihm geboren. Sie werden nur für ihn geboren. Oh ja, er wurde auf jeden Fall für sie maßgeschneidert.-S.
17.03.22
Als hätte das Leben sie verschluckt.
Nichts ist übrig geblieben.
Als wären sie mit jedem Schritt und jedem Atemzug aus allem herausgewachsen doch gleichzeitig geschrumpft.
Untergegangen im Strudel des Lebens, des Alltags.
Zu müde, keine Zeit, wozu auch, es ist immer dies und es ist immer das.
Es ist immer irgendwas.
Anstatt sich ein Kleinod zu bewahren, zum toben und spielen und träumen.
Was ist daran weniger gut als tagein tagaus auf sein Handy zu starren, den Ernst des Lebens zu inhalieren, zu Stein zu werden, fake Fröhlichkeit, toxische Positivität, Bilder hier, Bilder da, schönes tolles Leben, doch am Ende eh nur Zweifel und Angst und -S.
{Februar 2018}
11.03.22
Die ganze Zeit hing alles bleischwer in meinem Magen, in meinen Knochen.
Es hing tief in meinen Gedanken und fast allen Erinnerungen.
Ihr habt es mir so unglaublich schwer gemacht. Immer und immer und immer wieder.
Jetzt, vielleicht, neigt die Geschichte sich dem Ende zu, natürlich tut sie das.
Mit jedem Atemzug und jedem Schritt gehen wir alle dem Ende entgegen, jeden Tag, jede Stunde.
Wie weit wir davon entfernt sind weiß ich nicht aber nun sieht es so viel näher aus.
Das Ende des Tunnels scheint fast erreicht. Ich habe mich darauf vorbereitet, seit ich denken kann aber sich wirklich darauf vorbereiten zu können ist eine
Illusion.
Mir tut vieles leid. Es tut mir leid um uns aber ich konnte es nicht ändern.
Vieles hätte so viel schöner sein können, es ergibt keinen Sinn, das alles. Ich habe es nie verstanden, ich habe mir lange gewünscht, bitte, bitte,
warum kann nicht alles normal sein?
Ich habe mich so bemüht, umsonst.
Ich habe zu lange geschwiegen und so lange einfach mitgespielt.
Meine Wut ist da aber auch immer wieder kurzzeitig verpufft.
Ich möchte nicht, dass nur das bleibt aber es ist auch nicht meine Schuld, dass es so kalt wurde.
Ihr habt mich weggestoßen und irgendwann blieb ich immer länger weg, ihr habt mir nie zugehört und irgendwann habe ich aufgehört zu sprechen.
Wir redeten, ja, aber nie wirklich.
Wo soll ich hin mit meinen Verletzungen wenn ihr nicht mehr da seid?
Können sie überhaupt heilen, lasse ich das denn zu? Auf wen soll ich wütend sein, ohne euch, wird es einfach aufhören, ohne euch?
Wird es von selbst heilen wenn das Ende endgültig erreicht ist?
Ich möchte das nicht. Ich werde zusammenfallen wenn es soweit ist.
Ich will lieber immer wieder aufs neue leiden anstatt euch niemals mehr wiederzusehen.
Bitte. Bitte, noch nicht.-S.
16.02.22 Kein Gedicht
Ich weiß, ich streue Samen mit einem einzigen Blick.
Sie fallen auf fruchtbaren Boden, sie blicken zurück.
Aber das, was zwischen uns wachsen könnte, wird bereits im Keim erstickt, ich bin der Gärtner und Gärtner morden gut, das ist bekannt.
Alles, was am Anfang bleibt ist verfaulte Erde, ich, ja, ich bin der Grund, ich kann es einfach nicht.
Alles hat ein Weil und Deswegen aber wer fragt schon danach, so weit kommen wir nicht.
Mein Schatten ist so viel größer als ich.-S.
13.02.22
'Aber während er mich anlächelte und den Reißverschluss an seiner Jacke zuzog, sah ich, wie eine Welt sich aufbaute und dann wieder in sich zusammenfiel.'
~Marina Keegan -Das Gegenteil von Einsamkeit
06.02.22
Der Eremit ist zurück.
Sie stieg den Berg hinab, den sie lange Zeit als ihr Zuhause kannte.
Sie hat vergessen, wie sie dort hinkam, doch trugen ihre eigenen Beine sie, bis auf den Gipfel, doch führte sie etwas dringendes, unbestimmtes,
unterschwelliges.
Der Eremit ist Isolation gewöhnt und Isolation war die einzige Freiheit, die sie kannte, das Schicksal, das sie akzeptierte.
Aber sie schlief, während sie Stein auf Stein setzte um die Welt auszusperren, war bewusstlos, als sie glaubte, für sich frei zu sein.
Die falsche Königin regiert noch immer.
Sie tanzt wie Rumpelstilzchen um ein längst erloschenes Feuer und jeder kennt ihren Namen.
Der Blinde und Die Taubstumme sind aschfahl geworden.
Schnee war nicht für sie bestimmt.
Der Narr verlor seine Kappe und wurde zum Froschkönig, tief unten im Brunnen, doch die Krone sucht er noch immer.
Im Reich der falschen Königin bewegen sich ein verirrter Prophet und eine phantasielose Träumerin in immer falsche Richtungen. Sie können nichts dafür.
Die falsche Königin hat alle Schilder verdreht, die Farben vertauscht, sie stimmen alle nicht. Sie sind eine Karikatur ihrer selbst, die falsche Königin
lacht.
Die Welt ist verrückt.
Der Eremit ist endlich aufgewacht. Geister haben ihren Schrecken verloren, Schatten hat das Licht geschluckt, Angst hat ein Gesicht.
Der Eremit sucht seine Gestalt. Gaukler, Freibeuter, Prinzessin. Der Eremit hat viele Namen. Vielleicht, eines Tages, wird ihre Geschichte richtig erzählt, vielleicht, irgendwann, wird ihre Welt geradegerückt.-S.
02.02.22
Erinnerst du dich daran, wie wir uns zum ersten Mal trafen?
Es war in einem Traum. Vielleicht war es auch ein anderes Leben. Eines, was noch kommt oder eines, das schon war.
Es herrschte Chaos, denn ich kämpfte mal wieder mit den Sternen und Du warst da, direkt neben mir.
Der Himmel fiel so oft auf uns herab und wir wichen wie körperlose Ninja dem bunten Inferno aus, ein verworrener Tanz mit der Ewigkeit, während alles leuchtete und
strahlte. Warst Du der Grund dafür?
Es gibt keinen Weg aus dieser Bewusstlosigkeit. Du wurdest hier geboren, Du lebst nur hier, egal, was wir anstellen, wie weit Du auch gehst, um von jener in diese
Welt zu gelangen.
Wie auch immer Du es anstellen würdest, aus dem Traum hinauszusteigen, welcher Weg dich aus dieser Ohnmacht führen würde, Du kannst nicht bleiben. Du kannst hier
nicht sein. Und wie könnte ich dich hier wiederfinden, denn ich kenne doch nicht mal dein Gesicht.
Niemand kann diese Welten vertauschen oder zusammenführen, es funktioniert nur in eine Richtung und ich kann nicht für immer bei dir sein, nicht mit dir sein. Ich
muss irgendwann gehen, nicht Du.
Treffen wir uns an der Schwelle des Tages, damit ich dich zurückbringen kann.
Du musst mit den Sternen tanzen, den Himmel aufhalten, während ich weg bin.
Ich habe nicht viel Zeit, die Morgendämmerung wartet auf mich.
Ich glaube, sie wartet schon eine ganze Unendlichkeit.-S.
Song des Monats:
https://youtu.be/THb0koYNR5I
29.01.22
Heute Nacht bewegen sich die Wolken fast gar nicht, verändern ihre Form kaum.
Sie sehen aus wie ein gigantischer Brustkorb, mit überlangen, ausgefransten Rippen links und rechts, die einmal um die Erde reichen.
Ich fühle mich winzig klein, doch so sicher unter ihren weißgrauen, flüchtigen Knochen.
Der Mond weiß es.
Das ist der einsamste Ort im ganzen Universum.-S.
24.01.22
Ich hätte schon vor einer langen Zeit gehen sollen.
Die Bücher sind zu Staub zerfallen, der Tee ist zu Stein geworden, der Efeu hat bereits hunderte und hunderte Male das Haus umrundet.
Ich hätte gehen sollen.
Vor tausenden von Jahren.
In einer vergessenen Epoche, in der die Farben anders waren, die Außenwelt verknittert, getunkt in Sepia und Farben, an die ich mich nicht erinnere.
Ich hätte den Tee trinken und mich bedanken und meinen Mantel nehmen sollen. Ich muss jetzt wirklich gehen. Ohne Reue, ohne Trauer, keine Angst.
Zur Tür, sie öffnen und einen Schritt hinaus setzen und dann noch einen, in eine andere Welt, ein neues Zeitalter.
In eine Epoche, die meine Farben und Linien trägt, unverkennbar, unübersehbar, unauslöschbar.
Das habe ich erschaffen. Ich kann mich nicht vergessen.-S.
22.01.22
Frohes neues bla bla.
Ich habe überlegt, was ich zum Abschluss des letzten Jahres schreiben könnte aber es war wohl entweder die Luft raus oder, ja, ne, es war einfach die Luft
raus.
Ich habe wie immer viel nachgedacht und ob ich nun will oder nicht, die Vergangenheit drängt sich mir ständig unangenehm auf wie ein ungewollter, penetranter
Verehrer.
Ich bin nicht gut in Vorsätze fassen.
Entweder, ich mache es dann wenn ich soweit bin oder halt später aber ich dachte, es aufzuschreiben, festzuhalten, hilft vielleicht beim Verinnerlichen, daher
wollte ich diese Liste eigentlich längst anfangen.
Ich bin wohl zumindest schriftlich der kurzen Worte nicht fähig und so fiel es mir schwer, einfach knackige zackige Vorsätze zu formulieren.
Aber, egal, denn es ist ja meine Liste, die schreibe ich so, wie ich möchte.
Ich hätte mehrere Bitten an mich selbst, es können natürlich auch Vorsätze sein, wie beispielsweise:
nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Man kann sich sicher sein, dass wenn ich Feuer gefangen habe, es gern übertreibe und meine Begeisterungsfähigkeit in dem
Moment grenzenlos ist und wirkt wie eine Abrissbirne, die gegen deinen Kopf donnert. Das gilt für Dinge genauso wie für Menschen. I know, Schande über mein Haupt, es muss für andere sein als
würde eine Statue plötzlich anfangen zu singen und Stepptänze aufzuführen. Wow, wir dachten eigentlich, du seist innerlich tot, wohl doch nicht aber reicht dann auch, ab in die Ecke mit dir,
schweig still du Hampeltrine!
Die andere Tür-ins-Haus-Sache ist, nicht gleich alles zu erzählen, mich selbst komplett bloßzulegen. Sagt die, die unerschrocken und unermüdlich Sachen ins Internet
blubbert.
Gut, nicht ganz unerschrocken.
Jeder Profiler bräuchte nur einen Blick hier drauf werfen und wüsste sofort, wer ich bin.
Fazit: Wirkt möglicherweise loco ist aber harmlos. So wie ein Chihuahua.
Jedenfalls, das war schon immer mein Problem, nicht überall aber dennoch zu häufig.
Es gab Zeiten, da war ich zu verschlossen, das ist auch nicht gut und dann hier und da zu schnell vertrauensselig, das ist auch nicht gut und die Nase dafür, wo, wann und bei wem es angemessen und okay ist, das gilt es herauszufinden. Manchmal fühle ich auf Meilen gegen den Wind wie jemand tickt und weiß, nah, nicht
gut für mich. Und habe Recht. Und manchmal wiederum glaube ich, Menschen absolut nicht verstehen zu können, sie falsch zu lesen.
Ich würde gern lockerer im Kopf werden, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Im Hintergrund bin ich permanent in Alarmbereitschaft. Alles wird auf Gefahr,
Angriff etc. gescannt. Das ist anstrengend.
Dinge leichter nehmen, Menschen nicht so schnell für etwas abstoßen. Und andererseits Menschen früher abstoßen, die mir von Sekunde 1 an Bauchweh bereitet
haben und sich eigentlich schon in der 1.Runde disqualifiziert haben.
Ich darf das, ich muss nicht alles hinnehmen.
Ich weiß ganz genau was Einsamkeit ist. Wie sie aussieht, schmeckt, sich anfühlt, wie man sich mit ihr fühlt, in ihr, was sie mit dir macht. Ich weiß, wie das ist
wenn sie sich in deinen Eingeweiden ausbreitet und welche Temperatur und welche Farbe sie hat.
Ich kenne den Zustand, ich kenne das Gefühl, ich kenne den Schmerz und ich kenne die Sehnsucht.
Und dieser Fakt tut weh.
Und es ist nicht ungefährlich.
Man möchte Menschen vertrauen. Man möchte Kontakt. Man möchte alles von sich geben und in sicheren Händen wissen. Aber wenn man Einsamkeit kennt, ist da immer ein
dunkler Fleck in einem-in mir- da ist ein Fleck in mir und da ist etwas um mich herum. Und Leute spüren das, sie sehen es nicht aber sie spüren es.
Und ich merke, dass sie es spüren. Und angenehm ist das nicht und man kann leicht an falsche Menschen geraten. Man muss auf sich aufpassen.
Kein Gift trinken nur weil man durstig ist, richtig? Richtig. Merken.
Allein sein wollen dagegen ist legitim. Ich brauche kein Entschuldigungsschreiben, ich muss nicht was vor haben um keine Zeit zu haben.
Ich darf auch was mit mir selbst vor haben, und wenn ich stundenlang nur Musik höre oder träume oder lese oder schreibe oder gar nichts tue und einfach Löcher in
die Luft starre. Und wie oft ich das brauche ist allein meine Sache.
Mich nicht ständig schlecht und verantwortlich fühlen.
Mich nicht davon ärgern oder verunsichern zu lassen wenn Menschen mich nicht verstehen, was ich möchte oder nicht, brauche oder nicht, mag oder nicht.
Manche nutzen dieses nicht verstehen auch als Waffe um dich dastehen zu lassen wie ein Alien. Ein Alien-Chihuahua. Dabei sind sie bloß beschränkt oder ignorant aber
wissen eigentlich schon genau, worum es geht, tun aber dumm. Und sind dann empört und erschrocken wenn ich zubeiße weil dieser Alien-Chihuahua sowas hasst. Dann bin ich für sie endlich böse, dann
haben sie endlich ihre Bestätigung.
Aber, dann ist das eben so.
Geduldig(er) sein. War ich mal, dann nicht mehr, möchte ich wieder sein. Vielleicht auch eher gelassener.
Dinge machen, versuchen, diese Barriere in mir zu überwinden.
Es ist Angst, ja, aber auch was anderes.
Irgendwie ist es das Gefühl, nicht dazu zu gehören oder verurteilt zu werden. Und es ist die Angst davor, die Angst zu verlieren. Ganz zu verlieren. Seltsam ja,
aber so ist es.
Es ist sogar die Sorge da, diese depressiven Zustände zu verlieren.
Ich kenne es fast nicht anders, ich würde schätzen das sie 85% meiner Lebenszeit da waren und die andere Zeit war nur gefühlt frei davon, die Angststörung und
depressiven Phasen waren immer da, nur wusste ich gar nicht, dass manche Dinge eine Störung sind.
Dabei habe ich es immer und immer wieder überwunden, mich selbst überwunden, manipulative, toxische, für mich nicht gute Menschen überwunden, ganz allein. Aber weg,
nein, weg ist sie dennoch nie wirklich gewesen.
Habe ich etwas geschafft, dachte ich, okay, jetzt weißt du doch, es geht, du kannst es, es ist in Ordnung.
Aber es ist egal, wie oft ich etwas hinbekomme, es ist beim nächsten Mal nicht einfacher. Manchmal ist es sogar noch viel schwerer.
Und manchmal muss man sich auch zugestehen, das es Dinge oder Orte oder Menschen gibt, die halt einfach nicht gehen, zu 100% nicht mehr hinhauen und ich möchte mich
da nicht zwingen.
Einfach Nein.
Also, mir das erlauben, das manches für mich nicht mehr funktioniert. Ein Nein okay ist. Ich okay bin.
Es ist in Ordnung so.
Ja, ich denke, das wars fürs erste mit der Liste.-S.
17.01.22
Ich fürchte mich davor, die Nacht zu verlieren.
Das Gefühl, das sie in mir auslöst.
Aber in letzter Zeit tut sie das nicht mehr.
Was, wenn es verschwindet, so oft, wie die Nacht mich nicht mehr beruhigt sondern Angst auslöst? diffuse Angst, unkontrollierbare Angst.
Warum die Nacht? Ich denke nicht, dass sie selbst das Problem ist.
Sind es bloss Nachwehen vom Tag? Dunkle Gedanken, die sich ihren Weg bahnen.
Sie warten nicht mehr bis ich schlafen gehe, sie quetschen sich schon bei Einbruch der Dämmerung in meinen Kopf, in meinen ganzen Körper und lassen mich nicht los.
Ich will sie nicht verlieren, die dunkelblauen Nächte, dieses sternenklare Meer im Himmel, die Wärme, die sie mir geben.
Ich möchte keine Angst vor der Dunkelheit haben und davor, was das alles in Gang setzt.
Ich überwinde mich tagsüber schon so oft, kämpfe ständig mit und gegen und für mich selbst, der Tag war immer schwierig, die Nacht war mein Freund, waren zwei Arme, die mich aufgefangen haben, die Nacht hat mich beruhigt und gesagt, alles wird gut, du schaffst das, du schaffst morgen und auch den Tag darauf und den Tag darauf auch.
Ich kann nicht auch noch die Nacht verlieren, ernsthaft, kann ich nicht wenigstens das behalten?-S.